Opulenter Familienroman aus Indien

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
adel69 Avatar

Von

Worum geht es in dem Buch?

Devraj ist Inder, 75 Jahre alt, und Leiter und Oberhaupt der gutgehenden Firma „Devraj Company“ mit circa 1.000 Mitarbeitern.

Wegen seines hohen Alters will er die Nachfolge in der Firma regeln. Die Firma ist reich und wohlhabend. Man begann mit der Produktion von Schultertüchern, unterdessen hat man aber viele Hotels und entwickelt umweltfreundliche Autos – und vieles mehr.

Kandidaten aus der Familie, die Aufgabenbereiche in der Firma übernehmen könnten, gibt es genug. Beispielsweise Jivan Singh, der Halbbruder von Jeet Singh, Sohn von Ranjit Singh, der nach 15 Jahren in den USA wieder nach Indien zurückkehrt. Er hat in Harvard studiert und könnte der Firma ein neues Gesicht geben.

Dann gibt es noch Gargi Devraj Grover, Tochter von Devraj, die geschäftsführende Vorsitzende der Devraj Company ist. Sie engagiert sich sehr für die Firma, was sie in einem Interview mit der Journalistin Nina zum Ausdruck bringt. Außerdem liegen ihr diverse soziale Projekte, beispielsweise die Bildung der Frauen in Indien, sehr am Herzen. Sie ist bereit, solche Projekte mit Geld zu unterstützen.

Radna und Sita sind Gargis Schwestern. Radna ist in der „Devraj Company“ für die Public Relations (PR) zuständig. Während sie ein Leben im Luxus mit ihrem Mann Bubus genießt, fliegt sie beispielsweise an Orte, an denen Hotels der „DevraJ Company“ eröffnet werden.

Als Jivan nach 15 Jahren wieder in Indien eintrifft, wird er sofort in seine quirlige Verwandtschaft aufgenommen. Die Verlobung von Sita wird vorbereitet.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Dieser aus der vorwiegend auktorialen Erzählperspektive verfasste Roman ist opulent, bildreich, gewaltig. Gewaltig sind schon mal das Gewicht und die Aufmachung (Hardcover mit Schutzumschlag). Das Cover besticht durch Gelb- und Rosatöne – das Buch selbst ist zu schwer, um es auf Reisen oder Bahnfahrten mitnehmen zu können. Dabei nehme ich gerne Bücher mit, wenn ich unterwegs bin.

Die Lektüre erschlägt den Leser zu Anfang. Jivan trifft wieder in Indien ein – und wird gefangengenommen von seinem quirligen Heimatland. Gerüche, Eindrücke, Lärm – und eine große Zahl an Verwandtschaft und deren Familien. Ich musste mich erst mal zurechtfinden zwischen all den indischen Namen, indischen Wörtern und der sprunghaften Handlung. Die Gegenwart wechselt sich ab mit Erinnerungen, die die vorkommenden Personen haben. Faszinierend ist das schon – aber mir beim Lesen oft zu viel, da all diese Eindrücke und Wörter die Spannung des Romans rauben.

Hat man sich aber durch den ersten Teil, in dem es vorwiegend um Jivan und seine Eindrücke in Indien geht, hindurch gewühlt, wird der Roman schon interessanter. Gargi ist ein starker, bewundernswerter Charakter, eine Geschäftsfrau durch und durch. Die Firma „Devraj Company“ ist für sie nicht nur ein Job, sondern auch eine Leidenschaft.

Man erfährt viel als Leser über das luxuriöse Leben der Oberklasse in Indien – Leuten, die schon von Geburt an in eine hohe „Kaste“ hineingeboren wurden und viel Geld haben. Sie haben auch Diener, die eher wie Leibeigene behandelt werden und offensichtlich kaum Rechte haben. Die Szene, als Jivans Großvater Devraj auf einen Diener so lange einschlägt, bis dieser zu Tode kommt, hat mich sehr erschreckt. Auch Jivan, dem nach dieser Szene schlecht wird.

Gestört haben mich auch die vielen indischen Wörter. Klar kann man viele davon in einem Verzeichnis hinten am Schluss nachschlagen – wenn man das aber immer tut, so bremst das den Lesefluss doch ungemein.

Vom Thema her und den vorkommenden Charakteren und dem Schauplatz Indien finde ich den Roman interessant und gut. Wegen einiger (bereits genannter) Aspekte, die mich gestört haben, ziehe ich einen Stern ab. Von der Dicke her wäre das ein guter Roman, den man im Urlaub lesen kann – vom Gewicht her ist das Buch zu schwer fürs Urlaubsgepäck.