Unverständlich

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
tänja_radi Avatar

Von

Das Cover von "Wir, die wir jung sind" ist schön! Das angedeutet Farbpulver, dass sich auch haptisch vom Schutzumschlags abhebt erinnert direkt an Holi Partys. Analog dazu habe ich mir auch das Buch vorgestellt, bunt, laut, temporeich und intensiv. Aber das war es leider überhaupt nicht.

Das Buch ist in fünf ist in sechs Abschnitte eingeteilt. Die ersten fünf widmen sich jeweils einem der Nachfolgegeneration der "Company". Im ersten Teil passiert gefühlt gar nichts. Es war einfach nur langatmig und zu detailliert. Ich war schon fast dabei das Buch abzubrechen, was ich so gut wie nie tue. Dann wird es etwa 100 Seiten sehr spannend um dann übermäßig brutal zu werden. Was sich die Autorin dabei gedacht hat ist mir immer noch unklar. Die Gewalt war so heftig und bildlich, dass es mir übel wurde und ich folgende Szenen dieser Art überblättert habe.

Diese Abwechslung von Langeweile, Spannung und Brutalität zieht sich durch das gesamte Buch. Nach diesen überaus gewalttätigen Erzählungen wechselt der Roman jeweils zu einem anderen Protagonisten. Bei jedem Abschnittwechsel springt die Autorin unterschiedlich weit in der Geschichte zurück. Das machte mir die Orientierung zum Anfang jeden Abschnitts sehr schwer. Die Charaktere sind schon interessant. Doch die Autorin schwelgt häufig zu lange in irrelevanten Beschreibungen. Dafür fehlt eine facettenreiche Ausgestaltung der Personen. Die Autorin fokussiert sich lediglich auf deren negative Eigenschaften. Dadurch verlieren sie deutlich an Authentizität. Der Klappentext verspricht zudem Sarkasmus, den habe ich nicht gefunden.

Mir gefällt ist, dass in den Dialogen einige Sätze in Hindi beibehalten wurden. Durch das Frage-Antwort-Spiel schafft es die Autorin, dass man den Sinn der Aussagen trotzdem erfasst. Das ist schon faszinierend.

Trotzdem ich immer wieder mit dem Roman gehardert habe, konnte die Autorin mich dazu bewegen, wissen zu wollen, wie es endet. Die Frage, worauf sie am Ende hinaus will, hat mich an die Geschichte gefesselt. Dann kam das Ende und ich dachte, das war es jetzt? Ich war zutiefst enttäuscht. Dieser Roman hat sich für mich nicht gelohnt. Ich weiß nicht, ob mir die Affinität zur indischen Kultur fehlt oder ich falsche Vorstellungen habe. Für mich ist Indien ein Land voller Gegensätze mit einer bezaubernden bunten Seite und einer voller Elend. In diesem Buch ist es einfach nur schrecklich und ging gar nicht an mich.