Wundervoller Schreibstil!

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Das Cover mutet auf den ersten Blick vielleicht schlicht an, aber mir gefällt es richtig gut - die Farben, der gesamte Aufbau: die niedlichen Vögel, das edle goldfarbene Element... Sehr, sehr hübsch!

Die Idee einer spontanen Freundschaft, die beiden Frauen genau das bietet, was ihnen bisher im Leben fehlt - Rückhalt und Verständnis -, finde ich sehr schön. Überhaupt sollte es viel mehr Romane über Freundschaften geben, diese Beziehungen sind in unserem Leben immerhin genauso bedeutend wie romantische, wenn nicht sogar noch wichtiger - immerhin halten viele Romanzen nur einen Wimpernschlag - in den rosaroten Zeiten, während wahre Freundschaft sich erst in der Krise so richtig offenbart.

Josie ist mir unglaublich sympathisch. (Im Hinblick auf ihr hypochondrisches Denken habe ich vollstes Verständnis für sie - am liebsten würde auch ich jeden Monat einen Rundum-Check vornehmen lassen und dann wieder 4 Wochen beruhigt sein. :-P) Vor allem aber tut sie mir wahnsinnig leid.
Man möchte sie in den Arm nehmen und sagen: 'Der Typ ist es nicht wert. Bei ihm bist du die ewige Nummer 2 - Ein netter, zusätzlicher Zeitvertreib, mehr nicht. Richte deine eigenen Wünsche NICHT NACH IHM aus!' Indirekt ist ihr das, glaube ich, sehr wohl bewusst. Allein schon ihre Wortwahl bzw. ihre Gedanken zeigen, dass sie Bengt nie genug sein wird, dass es immer nur auf ein paar Floskeln "und den Austausch von Körperflüssigkeiten" hinauslaufen wird. Sie zeigt grenzenloses Verständnis für ihn, während er sie nur als Affäre benutzt, die er lenken kann, wie er will. In meinen Augen hat die Tatsache, dass er seine Familie nicht verlässt (für Josie oder wen auch immer) nichts mit Verantwortungsbewusstsein zu tun; sein Verhalten ist einfach nur verlogen. "Bei Bengt bin ich immer weniger ich selbst, weil ich mit aller Macht versuche, so zu sein, wie ich glaube, dass er mich haben will." - Dieser Satz hat mir schier das Herz gebrochen. Niemand sollte sich so fühlen.

Auch Kathis Perspektive wird sehr eindringlich und intensiv beschrieben. Man kann sich kaum vorstellen, wie leer sie sich nach so vielen gemeinsamen Ehejahren fühlen muss, jetzt, wo ihr Werner nicht mehr ist. Diese Angst - 'wie soll es nun weitergehen' ist von der Autorin gezielt eingefangen worden und schwingt unterschwellig in vielen Sätzen mit.

Der Schreibstil ist einfach wundervoll - feinfühlig und dennoch auf den Punkt genau. Hätte ich diese Woche nicht bereits schon meine Punkte für ein Wunschbuch eingelöst, würde ich es auf jeden Fall für dieses tun. Der Roman wandert direkt auf meine Wunschliste!