Dorfleben mal anders

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egan80 Avatar

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Josie ist schwanger. Von Bengt. Bengt hat aber bereits zwei Kinder, ist verheiratet (nicht mit Josie) und möchte an beiden Punkte möglichst wenig ändern. Von ihren eigenen Gefühlen überwältigt, von Bengt zu einer Abtreibung gedrängt, und von der Gesamtsituation überfordert, lernt Josie die ältere Kathi kennen, die kürzlich ihren Mann verloren hat.

Und während Josie und Kathi eigentlich unterschiedlicher kaum sein könnten, entspannt sich zwischen den Frauen eine Freundschaft, die beiden deutlich neue Perspektiven eröffnet.

Man kann “Wir für uns” natürlich als einen weiteren kitschigen Herz-Schmerz-Roman abtun. Man sollte es aber nicht tun, denn tatsächlich gelingt es Barbara Kunrath in “Wir für uns”, den üblichen - und berechenbaren - Kitsch zu überspringen, und stattdessen auf die Innenwelt der Protagonistinnen zu fokussieren. Und deren innere Kämpfe - mit der eigenen Vergangenheit, hinter sich geglaubten Verletzungen, und erwarteten gesellschaftlichen Zwängen - sowie die sich daraus im Laufe der Handlung ergebenden Enthüllungen sind es denn auch, die den Spannungsbogen über den Roman hinweg spannen.

Leider kann es Frau Kunrath dann doch nicht lassen, diesen Spannungsbogen einzubetten in eine “Bühne”, die aktuelle gesellschaftliche Bruchlinien in die dörfliche Idylle transportiert. Nicht schlimm, aber für die Handlung teils unnötig, zerfranst und zerfasert die eigentliche Geschichte teils.

Eine nette und teils auch rührende Familiengeschichte, die trotz manchmal anders scheinender Aufmachung kein klassischer Herz-Schmerz-Roman ist.