eine ungewöhnliche Frauenfreundschaft

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petral. Avatar

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In "Wir für uns" von Barbara Kunrath geht es um zwei ganz unterschiedliche Frauen, die sich beide in einer schwierigen Lebenssituation befinden, sich dann durch Zufall kennenlernen und trotz des großen Altersunterschieds anfreunden.

Da wäre die 41-jährige Josie, die seit Jahren die heimliche Geliebte eines verheirateten Mannes ist und die jetzt ungeplant schwanger wurde . Bengt, ihr Geliebter möchte dieses Kind nicht, denn er hat bereits eine Familie. Also drängt er Josie zur Abtreibung. Josie selbst ist unsicher, einerseits möchte sie Bengt nicht verlieren und kann sich auch gar nicht vorstellen, Mutter zu werden, denn sie kriegt doch ihr eigenes Leben nicht mal wirklich auf die Reihe und was, wenn Bengt sie verlässt, wenn sie das Kind bekommt? Andererseits weiß sie, das ist jetzt wohl ihre letzte Chance auf ein Kind, denn immerhin ist sie schon über 40 und hat nicht ewig Zeit. Während sie sich in dieser Zwickmühle befindet, lernt sie durch einen Zufall Kathi kennen. Die hat gerade nach fast 50 Jahren Ehe ihren Mann Werner verloren und muss sich nun erstmal an ein Leben als Witwe gewöhnen. Ihr Mann hat eigentlich alles für sie geregelt und Kathi hat sogar vor Jahren ihren geliebten Lebensmittelladen auf Wunsch von Werner aufgegeben. Ihr Sohn Max , zu dem sie früher ein enges Verhältnis hatte, ist ihr längst fremd geworden. Und so fühlen sich Kathi und Josie beide ziemlich einsam, als sie sich begegnen. Obwohl sie eigentlich völlig unterschiedlich sind und der Altersunterschied ja auch ziemlich groß, freunden die beiden sich nach und nach an und helfen sich gegenseitig bei einigen wichtigen Entscheidungen über ihr weiteres Leben.

Die Geschichte wird immer abwechselnd aus Sicht von Josie und Kathie erzählt und der Großteil spielt sich eigentlich in der Vergangenheit ab, denn jede der beiden gegensätzlichen Frauen hat so ihre Probleme innerhalb der Familie, beide denken immer wieder über ihr vergangenes Leben nach. Der Schreibstil ist einfach und geradlinig, die Kapitel kurz, das macht es einfach, das Buch zu lesen und so hatte ich es auch ziemlich schnell durch. Was mir weniger gefiel, ich habe einfach zu keinem der beteiligten Personen einen richtigen Zugang gefunden, für mich hätten einige Stellen emotionaler sein können (nur eine Stelle im Buch ging mir wirklich zu Herzen und hat mich beim Lesen ganz schön mitgenommen, aber welche das war, behalte ich lieber für mich, ich möchte nicht spoilern). Ich fand auch die Freundschaft der beiden Frauen, die ja wie eine Seelenverwandtschaft sein sollte, gar nicht so besonders, irgendwie kein bisschen herzlich. Beide Personen sind keine einfachen Charaktere, blieben auch in den gemeinsamen Gesprächen oft immer noch verschlossen und mir persönlich kam diese Freundschaft, oftmals eher wie eine gute Bekanntschaft vor. Auf mich wirkten beide bis zum Schluss irgendwie unnahbar und mit dem Ende war ich auch nicht ganz zufrieden, das kam mir zu schnell und das hätte man meiner Meinung nach schon noch etwas ausführlicher erzählen können. Vorher gab es einige Nebensächlichkeiten, die meiner Meinung nach, für die Geschichte gar nicht unbedingt nötig gewesen wären, während ich mir den Schluss schon gerne noch etwas detaillierter gewünscht hätte.

Aber auch wenn mich die Geschichte nicht hundertprozentig begeistern konnte, finde ich das Buch immer noch empfehlenswert.