Gute Unterhaltung mit Tiefgang

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petris Avatar

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Im Klappentext wird eine Geschichte beschrieben, in der zwei sehr unterschiedliche Frauen zufällig aufeinander treffen und sich anfreunden und gegenseitig zusammen das finden, was sie bei anderen nicht bekommen können. Das Cover ist sehr schön, aber auch leicht kitschig. Ich mag Romane, in denen Frauen die Hauptrolle spielen, doch hier war ich mir nicht ganz sicher, ob die Geschichte nicht zu trivial sein würde.
Zum Glück war sie das überhaupt nicht. Sehr vielschichtig, ohne die Ecken und Kanten auszulassen und ihre Charaktere besser dastehen zu lassen als sie sind, erzählt Barbara Kunrath hier die Geschichte der Freundschaft zwischen Josie und Kati.
Josefine, genannt Josie ist seit neun Jahren mit einem verheirateten Mann zusammen. Wobei zusammen völlig übertrieben ist, er kommt einmal in der Woche am Abend zu ihr, sie haben Sex, keine Ausflüge, wenige Male zusammen essen gehen,… Warum eine Frau wie Josie sich das antut, ist schwer zu verstehen. Sie sagt, es ist Liebe, wahrscheinlich bleibt der kleine Funke Hoffnung, dass er sich von seiner Frau trennt, doch noch immer aufrecht. Nun ist sie schwanger. Das Kind zu bekommen keine Option, oder vielleicht doch?
Katharina, genannt Kati hat ihren Mann verloren. Sie ist plötzlich alleine. Ihren Sohn Max liebt sie über alles, aber irgendwie fällt es ihnen schwer, das auch zu zeigen. Beim Ausräumen der Sachen ihres Mannes entdeckt sie auch, dass sie nicht alles über ihn wusste. Und der Laden, den sie vor vielen Jahren aufgeben musste, auch auf Druck ihres Mannes, lässt sie nicht mehr los. Sollte sie es nochmal versuchen?
Wie die beiden sich kennenlernen? Ganz zufällig! Josie findet den Ehering von Katis Mann am Friedhof und bringt ihn ihr vorbei. Am Anfang wirkt Kati etwas schroff, aber schön langsam freunden sich die beiden Frauen an, sie mögen sich irgendwie und Kati fasst Vertrauen zu Josie und gibt Josie etwas, was deren Mutter nicht zu geben vermag. Für beide ist es eine Zeit der Veränderung, sie tun sich gut und begleiten sich gegenseitig.
Das alles wird sehr einfühlsam erzählt. Die Charaktere sind grantig, bedürftig, stur, treffen nicht immer die richtigen Entscheidungen. Aber sie versuchen alle, ein gutes Leben zu führen, ihr Glück zu finden. Die Autorin bewertet nicht, sie erzählt einfach. Eine Geschichte, die so oder so ähnlich tatsächlich stattfinden könnte. Ich habe sie sehr gerne gelesen, sie ist unterhaltsam, alles andere als trivial und herzerwärmend.
Große Weltliteratur ist es nicht, aber gute Unterhaltung mit Tiefgang!