Lebensnah und sympathisch

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leseclau Avatar

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„Wir für uns“ ist ein wunderbarer Titel für dieses Buch. Denn es geht um ein bisschen mehr „wir“ und es geht darum, sich selbst treu zu bleiben bzw. werden.

Da ist Josie, schwanger aus einer 9 Jahre andauernden Affäre, die sich fragen muss, was sie wirklich will im Leben. Bisher hat sich viel darum gedreht, was ER will und wie ER sich dieses Leben vorstellt. Doch wieviel davon ist auch ihr Wunsch? Wie intensiv lebt sie überhaupt während des Wartens auf die gemeinsamen Abende? Und wie ist das alles mit ihrem Wunsch nach Familie, nach Zugehörigkeit zu vereinbaren?

Und da ist Kathi, deren Mann plötzlich verstirbt und deren Lebensinhalt, ein kleiner Laden, bereits vor Jahren aufgelöst wurde. Sie fragt sich, ob es das schon war mit dem Leben. Und sie beginnt, die gemeinsame Zeit mit ihrer Familie und ihrem Sohn zu hinterfragen. War sie jemals richtig glücklich? Und wie ist es jetzt, wo scheinbar alles auseinanderbricht?
Durch Zufall finden die beiden unterschiedlichen Frauen zusammen, sind sich Ratgeber und Stütze. Worauf ihr gegenseitiges Urvertrauen baut, wird nie ganz klar. Aber sie sind für einander da und helfen der jeweils anderen, den Blick zu weiten.

Mir gefällt, dass es in diesem Buch nie um gut oder böse, um schwarz oder weiß geht. Immer sind die verschiedensten Grautöne dabei. Die Frauen begreifen ihre eigenen Anteile an den teilweise verzwickten Situationen und öffnen sich für Veränderungen. So werden nicht nur die Protagonistinnen nahbar, sondern auch die Nebenfiguren. Dadurch wird das Buch für mich absolut lesenswert.

Auch wenn ab einem gewissen Zeitpunkt klar war, wie das Buch enden wird, war ich neugierig, welche Hürden die beiden Frauen noch überwinden können.
Das Buch liest sich sehr flüssig. Man kann einerseits an den Gedanken von Josie und Kathi teilhaben und erlebt sie andererseits direkt in der Aktion. Dieser Wechsel gefällt mir sehr gut. Dadurch kann man sich einfach noch besser in die beiden Hauptfiguren hineinversetzen.

Man merkt, dass der Autorin einzelne Themen sehr wichtig sind. So beschäftigt sich Josie stark mit Trisonomie 21, Kathie muss sich mit Homosexualität auseinandersetzen. Das Buch ist fast ein Plädoyer für Offenheit und Unvoreingenommenheit. Schade finde ich, dass zusätzlich (gefühlt krampfhaft) viele weitere aktuelle Themen gestreift werden. Das ist ein bisschen zu viel und findet in dieser Geschichte für mich so richtig keinen Platz.