Über die Bedeutung einer schicksalshaften Begegnung

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la calavera catrina Avatar

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Inhalt:
Die sensible Josie ist mit einundvierzig Jahren ungewollt schwanger. Der Vater des Ungeborenen ist ihr verheirateter Freund Bengt, mit dem sie seit neun Jahren eine Affäre hat. Sie vergöttert ihn geradezu und ist tief verletzt, als er sie von einer Abtreibung überzeugen will. Auch die Risiken, die eine Schwangerschaft in ihrem Alter birgt, spielen dabei eine Rolle. Jahrelang hat Josie sich nach Bengt gerichtet, und verlernt, sich ihre eigenen Bedürfnisse einzugestehen.
Auch für die resolute Kathi findet ein Umbruch statt: nach fünfzig gemeinsamen Jahren ist ihr Mann gestoben. In ihrem Leben war sie vor allem Mutter und Ehefrau. Dass sie außerdem noch tatkräftige Geschäftsfrau war und einen eigenen Laden geführt hat, wurde in ihrer Familie nie wirklich geschätzt. Erschüttert von der Enthüllung ihres Sohnes und den daraus resultierenden Konsequenzen für ihr eigenes Leben, will sie ganz allein entscheiden, wie es weitergehen soll. Es ist die schicksalshafte Begegnung der beiden Frauen, die ihnen hilft, mit den Veränderungen umzugehen.

Meine Meinung:
Der Roman ist abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Josie und Kathi geschrieben, die sich in jedem Kapitel abwechseln. Frühkindliche Bindungsstörung und die Beziehung zur Mutter, Tod,Trauer und das Down-Syndrom werden thematisch feinfühlig behandelt. Manche Überlegung von Kathi - und ihr Resümee daraus - haben mich tief berührt. Nicht nur ihre traumatischen Kindheitserlebnisse, sondern auch der reuevolle Blick in die Vergangenheit, resignierend und ablehnend, sich selbst gegenüber. Auch Josie’s mangelnde Selbstachtung und ihr naives Verhalten macht nachdenklich. Teilweise war es mir einfach zu viel Drama, zu viel Betrügerei, zu viele Wiederholungen von bereits erwähntem und zu wenig emotionale Höhepunkte.
Trotzdem hinterließ das Buch bei mir Gefühle der Dankbarkeit und sensibilisierte mich, selbst über meine Endlichkeit und verpasste Gelegenheiten nachzudenken.

Fazit:
„Wir für uns“ beschäftigt sich mit der Aussöhnung der familiären Vergangenheit und dem Bemühen, im Trubel des Lebens an dem festzuhalten, was man liebt. Ganz nach dem Lieblingssatz des optimistischen Vaters von Josie: „Komödie oder Tragödie, es ist dein Leben, und du bist der Regisseur.“ Ein kurzweiliger Roman, mit kleinen Schwächen. Empfehlung für alle, die tiefe Einsichten der Ich-Erzähler mögen, die an authentischen Erschwernissen wachsen.