Prickelnde Gedankenspiele

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frischelandluft Avatar

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Gedankenspiele, sehr spannend. Der kurze Leseeindruck war schon wie eine Einführung in die Literaturwissenschaft.
Was ist Realität, was Wahrnehmung? Wie wird die wahrgenommene Realität in eine literarische umgewandelt? Hermann spielt hier mit so vielen Ebenen, dass einem schwindelig wird – ich mag das, es ist wohltuender Schwindel: Wenn die Erzählerin über ihre eigene “reale” Person spricht, erschafft sie damit eine weitere, nicht weniger produzierte Ebene. So hat der Text sofort zwei Ebenen, die der angeblichen Quellendarstellung mit dem “realen” Dr. Gupka und die der Aufbereitung mit dem “fiktiven” Dr. Dreehüs. Je länger die Erzählung, desto verwobener werden die beiden Ebenen. Das fordert meine Leserkonzentration, was von der Erzählerin aktiv eingefordert wird – und schafft so eine dritte Ebene, meine. Darüber setzt sie noch den Zeitfaktor: Die Wahrnehmung der Erzählerin und natürlich auch meine – ändert sich mit der Zeit, mit den Umständen, der Umgebung, eben dem Kontext. Sehr spannend zu lessen, in mir kichert die Leserin.