Außerordentlich berührend und ausdrucksstark

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Das dreiteilige, autobiographische Werk „Wir hätten uns alles gesagt“ von Judith Hermann, welches im Rahmen der Frankfurter Poetikvorlesungen an der Goethe-Universität Frankfurt am Main gehalten wurde, behandelt eigentlich den Prozess des Schreibens an sich. Hermann schreibt im Weiteren selbst sehr persönlich über ihre Kindheit in Berlin und ihre Familie, von ihrer Wahlfamilie, und dem Haus am Meer - ihrem Zufluchtsort. Detailreich und berührend schildert sie unterschiedliche Begegnungen und Beziehungen. Und vor allem lässt sie den Leser immer wieder daran teilhaben, das Schreiben Zeigen, Verbergen, Zuflucht und Schutz bedeutet. Gleichermaßen betont sie wiederkehrend die Wichtigkeit dessen, was nicht aufgeschrieben wird, und dass dies das Wesen oder Wesentliche einer Geschichte ausmacht.
Ein beeindruckendes, lesenswertes Buch, dass sich vor allem durch seine feine und poetische Sprache auszeichnet, Judith Hermanns (Kindheits-)Erinnerungen mit dem Heute verschwimmen lässt und den Leser aber im Unklaren darüber lässt, was davon wahr oder fiktiv ist, so dass „am Ende nichts mehr richtig ist, aber alles wahr“.