Biografie gepaart mit Berlinroman

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Was wird gesagt und was wird verschwiegen?

Judith Herrmann „Wir hätten uns alles gesat:
Mir ist der Konjunktiv im Titel direkt aufgefallen? Wir hätten uns alles gesagt, wenn wir es gekonnt hätten!?

Aber was ist damit nun genau gemeint? Das herauszufinden fand ich beim Lesen des Buches spannend.

Zum Schreibstil kann ich für mich sagen, dass ich Judith Hermanns Stil zu schreiben mag und damit gut im Verlauf des Buches zurecht kam. Für mich war es aufgrund ihres Schreibstils gut möglich in die Geschichte einzutauchen, auch wenn die Sätze erstmal lang und sperrig daherkamen, habe ich mich schnell daran gewöhnt.

Die Gestaltung des Covers fand ich persönlich sehr ansprechend, auch kleine Details wie das Fernrohr passen zum Roman, könnten sie doch für das „Hereinzoomen“ in persönliche Szenen stehen.

Beim Lesen des Buches hat mir besonders der Aufbau des Romans gefallen, von einer kleinen Zufallsbegegnung vor‘m Späti in Berlin, über Beschreibungen der Familie bis zur Metaebene: Die Schriftstellerin schreibt über das Schreiben.
Dass die Autorin es schafft, letztendlich alle Ebenen miteinander zu verbinden, hat mich begeistert. Was mir zudem sehr gut am Roman gefällt, ist das Aushandeln von autobiographischen Aspekten im fiktionalen Erzählen, wobei ich als Leser immer wieder Leerstellen füllen konnte und der Stil von Hermann mich geradezu herausforderte zwischen den Zeilen zu lesen, was wird gesagt und was wird verschwiegen?

Judith Herrmanns Roman „Wir hätten uns alles gesagt“ forderte mir Zeit und aufmerksames Lesen ab, zurückbekommen habe ich eindrucksvolle Lesemomente.
Für Leser die Tiefgang und nicht nur eine spannende Story mögen, für alle Leser, die sich von „Bandwurmsätzen“ nicht abschrecken lassen, sondern poetische Prosa schätzen und zum Denken und Nachdenken angeregt werden wollen, kann ich den Roman empfehlen