Selbsterkundung

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mike nelson Avatar

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Selbsterkundung. Judith Hermann lässt die Leser:innen teilhaben an ihren Prozessen der Selbsterkundung. Die Absicht des Textes - im Rahmen der Frankfurter Poetikvorlesungen über das Schreiben zu sprechen. Der Text selbst - Schreiben, Erleben und sich erinnern verschwimmen ineinander. So beschreibt Judith Hermann höchst poetisch, wie der Anfang einer zu erzählenden Geschichte im weiteren Verlauf der Geschichte nicht nur langsam an Bedeutung verliert, sondern zuweilen vollständig aus der Geschichte entschwindet, die Geschichte so ein losgelöstes Eigenleben zu entwickeln beginnt - ein Eigenleben, in welches sich die Autorin gerne hineinentführen lässt. Will sagen: Als vielleicht selbst schreibgeneigte Person wird man "Wir hätten uns alles gesagt" mit großem Interesse lesen; wer allerdings eine stringente, sich entwickelnde Handlung erwartet, der wird enttäuscht sein. "Es ist egal, ob die Träume das Leben sind oder das Leben geträumt wird, egal ob eine Geschichte erfunden, wahr oder nur zur Hälfte wahr, ausgedacht oder wirklich ist - total egal." Wichtig ist, dass eine Geschichte (innere) Räume öffnet.