Über das Schreiben

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griseldis2000 Avatar

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Mein erstes Buch von Judith Hermann, aber bestimmt nicht das Letzte. Ein perfektes Cover, vielleicht vom beschriebenen „Haus am See“, autobiographische Geschichtsfetzen, wie willkürlich zusammengefügt und doch sorgsam geordnet. Der depressive, alles-überschattende Vater, die abwesende Geld-verdienen-müssende Mutter, die vage, verlassene Freundin Ada, der unvermutet aus der Hutschachtel auftauchend und wieder verschwindende Psychoanalytiker, der einen so schönen Rezensionstext formuliert: „alles so geschickt zu verfremden, dass am Ende nichts mehr richtig ist , aber alles wahr“. Der Text wimmelt von wunderbaren Formulierungen: „für da Wort Glück musste Gott um Verzeihung gebeten werden“, „ sie sagte auch, du bist das Licht in unsrer Dunkelheit, was mich verwirrte, denn niemand verhielt sich so, als wäre ich ein Licht“.
Die Autorin verhüllt und enthüllt so geschickt, dass am Ende Autobiographisches mit Traumhaft- Assoziiertem verschmilzt und doch glasklar ein Lebensgefühl beschreibt. Gleichzeitig bemüht sich Judith Hermann, ernsthaft zu ergründen, was ihr Schreiben bezweckt und worüber sie, die doch womöglich gar nichts zu erzählen hat, wie sie einmal ein Kritiker schmähte, eigentlich schreibt.
Und das ist, wie bei den meisten Autoren, die Kindheit, die erlittenen Traumata, die erfahrene Liebe und das, was nicht mehr ist und immer noch wirkt.
Ein bewundernswert schönes Buch.