Vom Zusammenwachsen des Schreibens mit dem Leben

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geschwaetz Avatar

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Wie viel autobiografisches der Autorin steckt in ihren Büchern? Eine der immer wiederkehrenden Fragen, die wir uns stellen. Wollen wir es wirklich wissen und wenn ja, wie befriedigend können Antworten darauf sein?
Judith Hermann hat sich für die Frankfurter Poetikvorlesungen darauf eingelassen und erzählt in einer klaren und authentischen Sprache vor allem „Vom Schweigen und Verschweigen im Schreiben.“
Auch Schreibende brauchen ihre privaten Schutzräume und so projizieren sie ihre Wünsche, Träume und Imaginationen auf ihre Figuren, die ein stellvertretendes, ein eigenes Leben entwickeln, in dem Wahres und Fiktives miteinander verwoben wird, so dass eine Symbiose von Leben und Schreiben entsteht, bei der man am Ende den Unterschied zwischen Erlebtem und Erdachtem nicht mehr benennen kann. Das muss man auch gar nicht, denn in der Literatur kommt es nicht auf die eine Wahrheit an, sondern auf Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit, auf das nachvollziehbare Gefühl, das vermittelt wird.
Das Geschichtenerzählen ist seit jeher in unserem Sozialleben tief verwurzelt. Welche Geschichte man wie erzählt, hat vor allem mit einem selbst, seinem Gegenüber und dem Augenblick, einem bestimmten Zeitpunkt im Leben, einem besonderen Anlass zu tun. Was man nicht direkt sagen kann, kleidet man in Geschichten, vor allem, wenn man einen der seltenen Momente verpasst hat, in denen man sich hätte alles sagen können.
Das Cover, ein Ausschnitt des Gemäldes „Squall“ des amerikanischen Malers Andrew Wyeth, vermittelt ein beruhigendes Gefühl, obwohl sich draußen über dem Meer ein Unwetter zusammenbraut. Eine wunderbare, fast poetische Metapher für das Zurückziehen an einen sicheren Ort, von dem aus man die Unbill der Natur beobachten kann, genauso wie man im stillen Zimmer ein Buch aufschlägt und sich lesend in die Welt des Schreibenden hinein begibt.
Ein anregendes, ein interessantes, ein empfehlenswertes Buch.