Vorwissen gefragt

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_lesewesen Avatar

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Während ich das Buch las, kam ich mir vor wie eine Studentin, die sich schlecht auf ihr Uni-Seminar über Judith Hermann vorbereitet hat.
Hermanns neuestes Buch ist ein Buch über das Schreiben, über die Idee, den Prozess. Allerdings nimmt die Autorin dabei oft Bezug auf ihre vorangegangenen Texte und hier kommt die schlecht vorbereitete Studentin ins Spiel. „Sommerhaus, später“ habe ich vor Jahren gelesen, aber kaum konkrete Erinnerungen daran. Die Werke dazwischen sind noch auf meinem Lesestapel. Gerne hätte ich bei Hermanns Bezügen auf ihre anderen Bücher zustimmend mit dem Kopf genickt, stattdessen war ich einfach nur ahnungslos.
Hermann offenbart in „Wir hätten uns alles gesagt“ viel über ihre Familie und Freunde, wobei ich hier teilweise unsicher war, ob man dies alles für bare Münze nehmen kann. So verweist die Autorin immer wieder darauf, dass die unsicher ist, was bis zu welchem Ausmaß wahr oder ausgedacht ist. Trotzdem denke ich, dass hier vielleicht Einiges über-/unterzeichnet, doch faktisch korrekt ist. Auch hier hätte ich gerne geschaut, inwiefern ihre Biografie sich in ihren anderen Geschichten wiederspiegelt. Schade, dass mir nicht bewusst war, dass ich besser mehr Vorkenntnisse in die Lektüre hätte mitbringen sollen.
Ich würde das Buch empfehlen, wenn man sich gut mit Judith Hermanns Kurzgeschichten und Romanen auskennt, ansonsten wird es schwer, in den Text einzudringen.