Die Liebe in Zeiten des Konfliktes

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hurmelchen Avatar

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Die Liebe in Zeiten des Konfliktes

Liat, Israelin, und Chilmi, Palästinenser, treffen sich in New York und verlieben sich ineinander.
Was in New York funktioniert, kann im Heimatland der beiden niemals glücken.
Das denkt vor allem Liat, die ihre Liebe zu Chilmi, dem Maler, der traumschöne Kunstwerke fertigt, vor ihren Eltern in Tel Aviv, mit denen sie wöchentlich telefoniert, verheimlicht.

Diese schwierige Liebe ist das zentrale Thema in Dorit Rabinyans, mit dem israelischen Bernstein - Preis ausgezeichnetem Roman, "Wir sehen uns am Meer".
So lieben und streiten sich die beiden Protagonisten, mit denen es der Leser schwer hat, warm zu werden, sind sie doch immer nur Stellvertreter einer politischen Haltung.
Die Liebesgeschichte soll primär den Nahostkonflikt zwischen Israel und Palästina versinnbildlichen.
Das tut Dorit Rabinyan gekonnt, wenn auch deutlich zu ausufernd.
Neben Liat und Chilmi gibt es nämlich, zumindest im New York - Teil des Romans, nur irrelevante Nebenfiguren und ein Minimum an Handlung.
Die beiden Liebenden streifen durch New York, gehen essen, sind mal in der einen, mal in der anderen Wohnung, treffen ab und zu Freunde, telefonieren mit den Eltern und trotzen dem nicht enden wollenden (leider auch in der Beschreibung...) Winter.
Nebenbei wird immer wieder die politische Situation in Israel/ Palästina diskutiert.

Auf mich wirkte diese Art der Erzählung, wie ein endloser Essay über die untragbare Lage im Nahen Osten.

Wirklich lebendig wird der Roman erst im letzten Teil, in dem Liat und Chilmi zurück in Ihrer beider Heimat sind.
Von tiefer Schönheit ist das palästinensische Gebiet, das Dorit Rabinyan hier beschreibt.
60 Kilometer nur von Tel Aviv und Liat entfernt, aber weiter weg, als zuvor, wird auch die Figur des Chilmi lebendiger, als in allen Kapiteln vorher.
Vielleicht ist es gerade diese Passage, die dazu führte, daß der Roman als Lektüre an israelischen Schulen verboten wurde, was zu einem Sturm der Entrüstung im Lande führte und dem Buch noch größere Popularität bescherte.

Ganz am Ende rasen die Emotionen, aber für eine befriedigende Geschichte ist es da schon zu spät.