Wenn ein Stein in's Rollen kommt...

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loralai Avatar

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Ein sehr schönes Buch, mit einer tollen Geschichte über vier Freundinnen und einer Reise um die Welt.

Mir gefällt die Darstellung der einzelnen Charaktere sehr gut. Hauptsächlich erfährt man natürlich über das Leben der Frauen, aber das der Männer ist daran angeknüpft und man lernt Stück für Stück die Personen kennen. Ich habe weder einen Lieblingscharakter, noch jemanden, der mir dauerhaft auf die Nerven gegangen ist. Alle sind durchweg menschlich, mit ihren unterschiedlichen Wesenszügen, Wünschen, Verlangen und daraus resultierenden Entscheidungen.

Das Buch zeigt, wie schnell sich etwas in Bewegung setzt, sobald man eine Kleinigkeit verändert. Sobald ein Steinchen ins Rollen kommt, kann er eine ganze Lawine auslösen. Es inspiriert dazu, sich nicht in seinem alltäglichen Leben einzunisten, sondern sich Gedanken zu machen. Was möchte man, was braucht man und ist das wirklich das Leben, mit dem ich glücklich bin? Es zeigt außerdem, dass es in Ordnung ist, sich neu zu entscheiden. Das Leben geht weiter und nichts bleibt immer gleich, die Umstände verändern sich stetig und daher ist es vollkommen richtig und gut, sich selber zu überlegen, wie man für sich das Beste daraus macht. Und dass man dabei auch definitiv unkonventionell und erfinderisch sein darf - und das in jeglicher Hinsicht. Wohnort, Lebensstil, Beziehungen.

Über ein paar Dinge muss man in diesem Buch jedoch hinwegblicken können.
Da wäre zum einen die Tatsache, dass jede der drei Damen ein unvorstellbares Vermögen besitzt - was das Leben und Reisen natürlich um einiges vereinfacht. Ich nehme an, dass die Autorin das so gemacht hat, um den Charakteren gewisse Freiheiten einzuräumen. Vor allem die Freiheit, sich nicht um finanzielle Dinge den Kopf zerbrechen zu müssen. Ich hatte häufig das Gefühl, dass die Autorin es sich damit ein kleines bisschen ZU einfach gemacht hat - aber es ändert nichts am "Man ist nie zu alt, um etwas zu verändern und sich neu zu finden" Motto, welches dieses Buch ganz klar zum Ausdruck bringt.

Zum anderen die Tatsache, dass die verstorbene offenbar eine so gute Schauspielerin war, dass wirklich NIEMAND etwas von ihrem Leid mitbekommen hat. Die Freundinnen mögen auf der Welt verstreut gewesen sein, aber es wird oft erwähnt, dass sie viel in Kontakt standen. Dass keine der anderen dreien auch nur Ansatzweise mal eine leichte Veränderung in der Stimme oder sonstiges mitbekommen haben will, halte ich für etwas weit hergeholt. Nach 40 Jahren bester Freundschaft halte ich das für ein bisschen unglaubwürdig. Meine beste Freundin bekommt auch mit, wenn ich ihr etwas vormache - aber gut.

Insgesamt gefällt mir das Buch sehr gut und vor allem das Ende ist eines, welches ich persönlich als ein sehr schönes empfinde. Sich von Dingen zu lösen bedeutet nicht, dass man deshalb alles sang- und klanglos hinter sich lässt oder lassen muss. Man muss nur für sich selber herausfinden, was einem wichtig ist. Das Buch zeigt einem, dass jeder etwas tun kann und sei es noch so 'klein' und dass jeder sein Schicksal anpacken und selbst bestimmen kann.

Ein angenehmer flüssiger Schreibstil und eine wunderbare Mischung aus Humor, Trauer, Verlustbewältigung, Selbstfindung, Freundschaft und Liebe.