Die Könige von Colorado

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regenprinz Avatar

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Inhaltlich dürfte das Buch ziemlich harter Tobak sein, nehme ich an. Und ich bin froh, dass die Leseprobe mit dem altgewordenen William beginnt, der offenbar ein weitgehend normales (fast nichtssagendes) Leben geführt hat, eine Frau geliebt, einen Job besessen. Irgendwie ist es ihm also gelungen, seine schreckliche Vergangenheit hinter sich zu lassen, wenn er sie auch nicht völlig abschütteln konnte. Denn jetzt wo er - inzwischen arbeitslos und allein - ein Schlüsselerlebnis mit einem verunfallten, sterbenden Pferd hat, bricht die Erinnerung wieder über ihn herein.

Es tut weh von den Erlebnissen seiner Kindheit zu lesen, bis er irgendwann endlich gegen den gewalttätigen, ständig betrunkenen Vater aufbegehrt, indem er ihm ein Messer in den Leib rammt. Der überlebt, die Mutter stellt sich zudem, grün- und blau geschlagen, weiter auf seine Seite. Und auf William, der eigentlich ein ganz sympathischer, lieber Junge wäre, wartet eine Erziehungsanstalt mit Typen, die vermutlich seinem Vater in punkto Gewalt und Sadismus in nichts nachstehen. Herrje! Es war also nicht nur alles umsonst, sondern Williams Zukunft wird wohl noch schlimmer als seine Vergangenheit. Ehrlich, das zu lesen, ist bitter. Aber ich hoffe, dass es vielleicht durch den Zusammenhalt unter den Jungs oder eine besondere Freundschaft erträglich wird. Irgendwie muss William es ja geschafft haben, das alles durchzustehen und in ein normales Leben zurückzufinden. Oder vielleicht hat er auch einfach nur "irgendwie überlebt", verdrängt, vergessen ...

Sprachlich habe ich nichts zu meckern, die Einteilung der sehr kurzen Kapitel finde ich schlüssig, ansonsten ist die Leseprobe schlicht und flüssig geschrieben - und spannend ist sie auch.