Wir sind doch Schwestern

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cellissima Avatar

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Die Schwestern Gertrud, Paula und Katty kommen auf dem Tellemannshof zusammen, um Gertruds 100. Geburtstag zu feiern - es soll ein rauschendes Fest werden, daneben soll die gemeinsame Zukunft geplant werden, denn die Schwestern wollen zusammenziehen.
Doch vorher gilt es, ein paar klärende Gespräche zu führen und so die belastende Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen ...
Anne Gesthuysen erzählt in "Wir sind doch Schwestern" die Lebens- und Liebesgeschichten dreier Schwestern und liefert zugleich ein Portrait eines kompletten, ebenso wichtigen und besonderen wie erschreckenden und furchtbaren Jahrhunders.
Anne Gesthuysens Großtanten sind zusammen 298 Jahre alt geworden, und so gibt es viel zu erzählen!
Gegenwart und Vergangenheit sind hier untrennbar miteinander verwoben. Wir befinden uns bei den Geburtstagsvorbereitungen der Schwestern auf dem Tellemannshof, hier erzählen sie ihre Geschichten - es gibt immer wieder Rückblenden in das 20. Jahrhundert.
Diese Schwestern, jede ein wenig verschroben und eigensinnig, muss man einfach lieben. Alle drei haben zudem einen wunderbaren Humor und eine Kreislaufschwäche, die aber nicht der Rede wert ist, da sie sie fleissig mit unglaublich starkem Kaffee und dem täglichen Elf-Ührken-Schnäpschen bekämpfen.
Auch in diesen Tagen auf dem Tellemannshof sorgt das Elf-Ührken dafür, dass die Zungen der Schwestern locker werden und sie aus ihrem Leben erzählen. Es kommt so manche Wahrheit ans Tageslicht, die jahrzehntelang verschwiegen wurde ...
Die Lebens- und Liebesgeschichten von Gertrud, Paula und Katty durchziehen das komplette 20. Jahrhundert.
Wir erleben ihre Kindheit und Jugend, die ersten Schritte auf dem Weg zur Frau, Kattys Verehrung für Adenauer und ihre Liebe zu einem unerreichbaren und doch so nahen Politiker, Gertruds Verlobung, die unter keinem guten Stern stand und ihre düsteren Schatten vorauswarf, Paulas Verlust ihres Mannes und wie sie dennoch ihre Lebenslust bewahrte.
Wir erleben eine Menge lustiger, schöner, komischer Momente und Situationen am Niederrhein - aber auch ebenso viele schlimme, traurige und dramatische. Da sind beispielsweise und vor allen Dingen der Krieg sowie der Prozess, bei dem Katty beschuldigt wurde, intimen Umgang mit dem Ehemann gepflegt und so eine Ehe auf perfide Art und Weise zerstört zu haben ...
Fazit
Die Lebens- und Liebesgeschichten dreier starker, bewundernswerter Frauen verbinden sich mit den Kriegswirren und amüsanten Anekdoten vom Niederrhein.
Dieses Buch muss man einfach lieben. Es verfügt über so wundervolle Charaktere, ist mal kurzweilig, mal dramatisch ... ein wahres Lesevergnügen. Gerade die Rückblenden machen es so authentisch.
Endlich mal ein Buch, das kein reines, düsteres Kriegs-Buch ist, sondern das zwar das 20. Jahrhundert, zudem nunmal auch die Kriege gehören, beleuchtet, das aber neben diesem unschönen Kapitel deutscher Geschichte immer wieder Anekdoten vom Niederrhein mit einem Augenzwinkern präsentiert. Diese Mischung ist in meinen Augen absolut nötig und ausgewogen.
Ein Werk, das lange nachklingt und einfach so ist wie Anne Gesthuysens Großtanten: fabelhaft!