Eine interessante Sicht auf die Olympischen Spiele 1972 in München - ein toller Roman mit aktuellen Themen.

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dimue Avatar

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Inhalt
Amrei, ein junges Mädchen Anfang 20, kommt aus der Oberpfalz nach München, um zu studieren. Sie wohnt bei ihrer Großtante Amrei und freundet sich mit Chris und Biggi an. Diese beide gründen mit Jürgen und David eine WG, in dieser revolutionären Sprüche über das damalige Weltgeschehen geschwungen wird. Zwischen Amrei und David entwickelt sich eine turbulente Liebesbeziehung. David wird an der Kunstakademie immer mehr in die Proteste von 1968 gezogen und in dieser Zeit lernt Amrei Wastl, einen Polizisten, kennen und lieben. Überstürzt verlässt Amrei München, als sie sich nicht zwischen den beiden entscheiden kann und kommt im Jahr 1972 zurück, um für Olympia zu helfen.

Review
Mich hat das Cover angesprochen, es zeigt einen jungen Mann und eine junge Frau auf Fahrrädern. Sie stehen auf dem Hügel vor dem olympischen Austragungsort. Sehr angenehm gestaltet, einziges Manko, der Bucheinschlag. Das Hardcover kommt klassisch mit Einschlag daher, den man abnehmen kann und so ist er leider nicht so stabil.

Die Geschichte hat mich angezogen, denn ich interessiere mich für neuzeitliche (sagt man das so?) historische Ereignisse. Klar hat man von Olympia 1972 was gehört, aber so wirklich aufgearbeitet sind die Geschehnisse immer noch nicht. Der Roman spielt zwar in der Zeit, aber der Schwerpunkt liegt mehr auf der Zeit vor Olympia und subjektiv in den Studentenprozessen. Die Kapitel wechseln zwischen 1968 und 1972 hin und her und es erschwert den Leser ab und an in der Geschichte zu bleiben. Vor allem die Passagen mit den revolutionären Reden aus dem Jahr 1968, fand ich zwar spannend, aber ab der Hälfte des Buches sehr zäh. Ich muss gestehen, dass ich Gehüpfe auch nicht förderlich fand.

Die Charaktere sind sehr tief und gut herausgearbeitet. Vor allem durch die Zeitsprünge kommen auch die Veränderungen der Studenten mehr zum Vorschein und helfen sehr, dass man die Entwicklung der Charaktere nachvollziehen kann. Mit ihren bayrischen etwas griesgrämigen und sehr liebenswürdigen Art und Weise hab ich Annamirl in mein Herz geschlossen. Ein Vorbild, im Alter von 82 noch Reiberdatschi (Kartoffelpuffer) selbst zu machen und für eine junge Frau ein Vorbild und Anker zu sein. Das Attentat von 1972 wird nur kurz angeschnitten und ich finde, mit viel Würde und Respekt erzählt.


Fazit:
Wenn man die sprachlichen Sprünge und revolutionären Reden mag. Etwas über die Historie von der Studentenbewegung und eine schöne Dreiecksbeziehung mit bayrischem Charme mag, dann ist das Buch genau richtig. Auch empfehle ich es für Schulen/Buchdiskussionen, denn es bietet viel Stoff für Diskussionen.