Ich versuch es noch einmal... mit einem Roman von Heidi Rehn

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gucci Avatar

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Der neue Roman von Heidi Rehn hat ein hübsches Cover und dies wird die Verkäuflichkeit fördern. Die Handlung wird abwechselnd erzählt, einmal ab Herbst 1967 bis Frühjahr 1969 und 1972 vor und während der Olympischen Spiele in München. Amrei steht im Mittelpunkt und wir begleiten sie durch die Jahre.

Der Roman ist in einer angenehmen Schriftgröße „gesetzt“, gut wäre für mich eine deutliche Unterscheidung durch zwei Schrifttypen für die beiden Zeitabschnitten gewesen. Viele Namen begleiten die ganze Handlung und der zeitliche Abstand der beiden „Geschichten“ ist zu eng für mich gewesen, um nicht immer wieder die Orientierung zu verlieren. Ich lese viele Bücher im Jahr, wie soll es einem Leser gehen, der nicht nur wenige Tage an dem Buch liest? Mir war es zu viel Hin- und Her- Gehüpfe. Die Namen waren für mich gewöhnungsbedürftig: bei Amrei und Annamirl habe ich seitenlang darauf gewartet, dass diese erklärt werden. Für mich waren es Kosenamen/ Kurzformen oder wiesen auf Namenseinflüsse aus einem Land hin. Erst das www. hat mir gezeigt, dass es Vornamen sind. Auch Schandi für Schandarm = Gendarm = Polizist wird nicht erklärt. Gestört hat mich auch die stellenweise doppelte Verneinung und das Wort „täte“ – da komme ich nicht aus meiner Haut, es stellen sich mir die Haare auf.

Erwartet hatte ich bei dem Roman, dass wir die junge Frau Amrei während der Olympischen Spiele intensiv begleiten. Leider dauert es über 270 Seiten bis sie endlich als Hostess das Gelände betritt. Natürlich gehören die Studentenunruhen in München in die Geschichte und das Attentat auf die Israelitischen Sportler und Betreuer. 130 Seiten lang, hatte ich den Eindruck, nur Personen vorgestellt zu bekommen. Amrei blieb mir fremd und unsympathisch… die Geschichte zieht sich. Ihre Großtante Annamirl ist ein Lichtblick. Wer „Buchhandlung in der Amalienstrasse“ gelesen hat, wird bestimmt Freude haben, im neuen Buch Personen aus der Buchhandlung wieder zu begegnen.

Vor über zahn Jahren habe ich zum ersten Mal einen Roman von Heidi Rehn gelesen und ein anderer steht seitdem in meinem Bücherregal – ungelesen. Dies wird er auch bleiben. Mit dem nun erschienenen „Wir träumten vom Sommer“ habe ich einen neuen Versuch unternommen. Die Leseprobe und die Thematik gefielen mir, der Zeitgeist und das Geschehen interessierte mich. Ich habe leider richtig mit mir gekämpft, den Roman nicht beiseite zu legen und abzubrechen. Ich spürte Langeweile und das Lokalkolorit zündete bei mir nicht. Es passierte, in meinen Augen, zu wenig, ich verspürte keine Neugierde auf den Fortgang der Geschichte. Weil es eine Neuerscheinung ist, habe ich durchgehalten – war froh nach knapp 430 Seiten es geschafft zu haben.

Von den neun Büchern, die ich im letzten Monat gelesen habe, hat mir dieses mit Abstand das wenigste Lesevergnügen bereitet. Trotzdem hat mich die Geschichte neugierig gemacht, „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“ zu lesen, irgendwann …und das wird dann entscheiden, ob es einen vierten Versuch mit Heidi Rehn gibt.