Beängstigend realistisch

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leseclau Avatar

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Anna, ein 15-jähriges Mädchen, lebt in Berlin. Es ist das Jahr 2039, die Zeit nach den großen Kriegen. Das öffentliche Leben ist auf das Minimum beschränkt. Es gibt täglich die Information, ob und wo es Essen gibt. Auch Strom ist Mangelware. Die Stadt lebt in Angst, noch immer gibt es Militärpatrouillen und Schießereien. Viele Menschen sind weggezogen. Ihr Hab und Gut wurde von den Überlebenden bereits geplündert.
Anna kennt die rosigen Zeiten gar nicht und ist mit diesem Mangel aufgewachsen. Sie beobachtet, wie ihre Eltern immer mehr resignieren. Sie hat eine mutige Freundin, mit der sie auf Beutezug um Essen und Trinken geht. Und sie hat Ben aus Hamburg. Ihn lernt sie kennen, weil sie einen alten Computer wieder zum Laufen bringt und einen Block schreibt. Dabei ist immer die Angst vor der Web-Polizei, denn die private Nutzung des Internets ist verboten.

Nachdem ihre Eltern kurz nacheinander sterben, taucht Ben plötzlich persönlich auf und bringt ihr Leben zum Leuchten. Einige seiner Geschichten wirken auf sie sehr merkwürdig, dennoch verliebt sie sich in ihn. Er ist ihr einziger Bezugspunkt in der grausamen Welt. Nach Wochen des Zusammenhausens erfährt Anna, dass Ben den Widerstand unterstützt. Auf ihrer gemeinsamen Flucht aufs Land lernt sie seine Wegbegleiter kennen. Diese Welt im Untergrund verwirrt sie. Noch mehr ändert sich ihr Leben, als Ben und sie während der Flucht gefangen genommen werden. Anna kommt in ein Heim, Bens Zukunft bleibt ungewiss. Das Leben im Heim ist menschenunwürdig. Die Kinder und Jugendlichen werden unterdrückt und ihr Willen gebrochen. Wer nicht spurt, kommt in Einzelhaft. Es ist eine grausame Zeit. Anna beschließt ihre Flucht. Als schließlich noch ein kleines, sehr schutzbedürftiges Mädchen, dass Anna aus Berlin gut kennt, in das Heim eingeliefert wird, werden die Fluchtgedanken immer mächtiger. Schließlich schaffen es beide, auszubrechen. Sie wollen zurück nach Berlin. Dies würden sie ohne die Hilfe einzelner, ebenfalls gerochener Menschen, nie schaffen. Anna hofft darauf, Ben wieder zu treffen und geht in Berlin direkt in den Untergrund zu den Rebellen. Dort trifft sie auf eine merkwürdige Stimmung und erfährt Bens wahre Geschichte. Als Fabrikantensohn hat er sich gegen seinen Vater gestellt. Genau in dieser Fabrik soll nun der Aufstand stattfinden. Ben ist eine Art Zwangsarbeiter in dieser Fabrik und versorgt die Rebellen mit Plänen. Anna bekommt während des Aufstands eine zentrale Rolle, da sie einer Verräterin zum Opfer wird. Wie durch ein Wunder überleben Ben und sie. Doch das Vertrauen ineinander müssen beide erst wiedergewinnen. Vielleicht bleibt es auch nicht für immer....

Dieses düstere Buch ist in einer einfachen, sehr klaren Sprache geschrieben. Gerade dadurch wird die Handlung sehr eindrucksvoll und realitätsnah. Gerade die Szenen im Heim erinnern sehr an vergangenes Unrecht. Dadurch wird das Buch einerseits glaubwürdig, andererseits für mich persönlich fast zu realistisch. Aber gerade deswegen habe ich es nahezu in "einem Rutsch" durchgelesen.