Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Eine zerstörte Stadt, Leichen in den Straßen und Überlebende, die hungern und in großer Angst vor den Soldaten der Militärregierung leben. Und das alles nicht irgendwo in einem berüchtigten diktatorischen Land, nein, es handelt sich hier um unsere Hauptstadt Berlin, allerdings im Jahr 2039. Anna ist fünfzehn und in diesen Ruinen aufgewachsen. Über ihren Blog lernt sie Ben kennen, verabredet sich mit ihm und verliebt sich. Nun heißt es für sie, diese Liebe und sich selber am Leben zu erhalten. Und vielleicht der Welt ein menschlicheres Gesicht zu geben...
"Wir waren hier" ist ein verstörender Jugendroman der Autorin Nana Rademacher. Das Szenario, das dem Leser hier vermittelt wird, ist schon sehr erschreckend und realistisch dargestellt. Obwohl es für mich kaum denkbar ist, dass in so naher Zukunft unser Land praktisch zerstört wird, konnte ich mich gut auf die Geschichte einlassen und hatte oft auch sehr schlimme Bilder im Kopf (hier stellt sich für mich die Frage, ob 12-Jährige dieses Buch schon lesen sollten oder man es doch besser erst ab 14 empfiehlt). Die Autorin versteht es, eine gewisse Spannung über die ganzen 347 Seiten des Buches zu halten und schreibt in einem flüssigen, einfach lesbaren Stil. Anfangs erhält man viele Informationen über Annas Blogeinträge, bzw. über den Chat mit Ben, später wird die Geschichte in einer jugendlichen Sprache aus Annas Sicht erzählt, hier ist man als Leser also immer mitten im Geschehen. Anna ist eine sympathische und mutige Protagonistin, mit der man mitleidet, Ben bleibt über weite Strecken geheimnisvoll. Die Geschichte dieser beiden rührt an, einziger Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass man nicht wirklich versteht, wie es soweit kommen konnte, man liest vom Krieg und auch von einem defekten AKW, doch konkret könnte ich jetzt nicht sagen, wie diese Situation so eskalieren konnte.
Das Cover gefällt mir gut, durch die Farben fällt es auf und die dunkle Silhouette im Vordergrund macht es ein wenig melancholisch, was ja auch zum Inhalt passt. Der Titel ist ganz gut gewählt, hört sich auch nach Jugendbuch an.