Durchwachsen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
flora-r Avatar

Von

Ich habe mich sehr darauf gefreut "Wir waren hier" zu lesen, und war aufgeregt als es in meinem Briefkasten lag. Das Cover ist wunderschön und lädt zum lesen ein.

Zur Geschichte:
Im Jahre 2039 herrscht überall Krieg. Die fünfzehnjährige Anna lebt in Berlin, zwischen Tod, Angst, Verzweiflung und Hungersnot. Die Menschen werden verfolgt und bekämpft. Im ersten Teil des Buches, wird in einem Schnelldurchlauf von ca. 100 Seiten ein Jahr beschrieben, in dem die junge Anna über das Internet Ben aus Hamburg kennen lernt und sich in ihn verliebt. In diesem ersten Teil bekommt man einen sehr guten Einblick darin, wie die Welt zu diesem Zeitpunkt aussieht und wie der Alltag vor sich geht. Was mich hier allerdings gestört hat, was der Mangel an Information. Weder hier noch später im Buch bekommt man eigentlich je wirklich gesagt wie es zu so einem großen Krieg kommen konnte. Auch dass die Soldaten ihre eigenen Bürger sozusagen nach Lust und Laune abschießen, ergibt manchmal wenig Sinn. Es gibt schließlich keine richtige Regierung mehr, welcher sie dienen. Außerdem finde ich, könnte dieses Buch theoretisch zu jeder beliebigen Zeit spielen, es gibt eigentlich kaum Merkmale, die für die Zukunft sprechen. Es wären keine Besonderheiten genannt oder erklärt, auch an der Beschreibung der Häuser etc. ist absolut nichts futuristisches. Im Grunde könnte dieser Roman im Jahr 2016 spielen, kein Fortschritt in den ca. 24 Jahren.
Im zweiten Teil geht es darum, wie Anna und Ben Berlin hinter sich lassen wollen um zu flüchten. Hierbei passieren natürlich allerlei Dinge, und die beiden verlieren sich auch aus den Augen. Ich fand den Hauptteil der Geschichte gut geschrieben, und auch spannend. Nur ging es hier manchmal ein bisschen zu schnell, von einer Sekunde auf die nächste wechselt die Situation. Allerdings gibt es hier einen sehr schönen Charakterausbau, bei dem alle Figuren etwas näher beschrieben werden und man auch Sympathien aufbauen kann. Die einzige Person, mit der ich mich ehrlich gesagt nicht anfreunden konnte, war Ben selbst. Seine Launen, seine Verschlossenheit - irgendwie war das bei ihm alles immer etwas komisch und gefühllos.
Der dritte Teil ist dann der kurze Schluss, in dem beschrieben wird, wie die Situation nun ist, wie die spannenden Erlebnisse des zweiten Teils geendet haben. Der Schluss ist in meinen Augen, etwas unbefriedigend und nicht so gelungen.

Alles in allem ein spannendes und im Grunde auch gelungenes Jugendbuch, mit ein paar Schwachstellen. Ich habe kurz überlegt durchschnittliche drei Sterne zu geben, vergebe aber vier, da ich trotz der kleinen Mängel das Buch relativ schnell verschlungen habe und auch meine Freude dran hatte.