Ein Buch, das Hingabe fordert

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heinoko Avatar

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Das hässliche Cover verhieß mir nichts Gutes. Aber ein paar Seiten weiter machte es dann doch Sinn: Im Auge des Tigers...
Ich habe selten eine so bildhafte, metaphernreiche Sprache gelesen, teilweise überfrachtet, sozusagen eine Sprache im Rausch mit sich selbst, insofern schwierig zu lesen bzw. nur langsam zu lesen, wenn man den Bildern wirklich folgen möchte. "Wir waren keine Helden" ist ein Buch, das man lesen muss wie gute Lyrik, Wort für Wort, Bild für Bild, Sinn für Sinn. Wenn man sich diese Mühe macht, sich die Zeit nimmt, dann entwickelt der Text einen ganz eigenen Sog. Man ist mittendrin in einer Befindlichkeit, die man in jungen Jahren an sich selbst kannte, aber nie so hätte darstellen können...

Es ist die Geschichte von Sugar, die sich selbst die "Pummelvariante der Lara Croft der 80er" nennt. Sugar lebt "am Arsch der Welt", in einem kleinen Dorf, in dem nichts passiert. Beschrieben wird mit fulminanter Sprache die fulminante Reise der jungen Sugar in eine andere Welt, ins Erwachsen-Werden, als Grenzgängerin zwischen Freiheit und Konvention. Der schonungslos sezierende Schreibstil verpackt den Reifeprozess, die Heldenreise von Sugar in intensive Bilder, am intensivsten, als das harte, reale Leben nach ihr greift, als das Privileg der Jugend, sich unsterblich zu fühlen, immer mehr Schrammen bekommt.

"Das Leben ist kein Geschenk, es ist ein Gutschein, den man rechtzeitig einlösen muss, bevor er verfällt."