Ein spannendes Gedankenexperiment, das nachklingt
“Wir werden jung sein” von Maxim Leo ist im KiWi Verlag erschienen. Vielen Dank an den Verlag und das Team bei Lovelybooks - für das Leseexemplar als auch die Erfüllung meines Extrawunsch (ebook). Meine Meinung ist natürlich trotzdem meine eigene.
Was haben ein verliebter Jugendlicher, eine Profischwimmerin in Rente, ein patriarchalischer Immobilienmogul und eine verhinderte Mutter gemeinsam? Eigentlich nichts - ausser einer wenig erfreulichen Lebenserwartung aufgrund eines Herzleidens. Und das macht die vier zu Probanden von Martin Moosländer, der an der Berliner Charité ein Medikament zur verjüngung der Herzmuskelzellen entwickelt. Die Wirkung dieses Medikaments schiesst allerdings weit über das Ziel hinaus: Das biologische Gesamtalter der Probanden sinkt innerhalb weniger Monate um acht Jahre. Tendenz sinkend. Das hat natürlich für die Betroffenen unerwartete physische aber auch psychische Folgen. Und öffnet auf gesellschaftlicher Ebene die Büchse der Pandora.
Besonders fasziniert hat mich an diesem Roman, dass das gezeichnete Szenario so realistisch und naheliegend scheint. Vor allem die Verortung in einer nahen Zukunft, die Entdeckung des Jungbrunnens durch Zufall, die allgemeine Überforderung mit dem neuen Zustand und das Ausbleiben rasanter Showeffekte und Trhillerelemente erweckt genau diesen Eindruck bei mir. Dabei bleibt der Roman allerdings nicht ohne Spannung!
Durch dass der Roman den Fokus vornehmlich auf die Einzelschicksale der Perspektivfiguren - der vier Probanden, aber auch Moosländer und Miriam, der Vorsteherin des deutschen Ethikrates - legt, erhält das Werk etwas sehr Persönliches. Und durch die Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen der Betroffenen wird das Thema aus sehr unterschiedlichen Standpunkten betrachtet und diskutiert. Ich fand die Erzählstimmen der sechs Figuren ausserdem unglaublich gut getroffen. Und der Schreibstil erzeugte bei mir einen unwiderstehlichen Sog, der mich tief in die Gedanken- und Erlebniswelt der Figuren riss und somit nah an deren Schicksal teilhaben liess. Und auf der anderen Seite haben Martin und Miriam die Bühne für die gesellschaftlichen und politischen Diskurse geöffnet, in der diverse Interessengruppen ihre Stimmen erheben konnten und Gruppierungen aktiv wurden.
“Wir werden jung sein” hat mich mit seiner Balance vielschichtiger Individualschiksale und der gesellschaftspolitischen Denkanstösse sehr gut abholen können. Maxim Leos eindringlicher Schreibstil konnte mich ausserdem überzeugend und hat dieses delikate Thema feinfühlig und klug transportieren können. Besonders gefallen hat mir die Perspektivenvielfalt und das sowohl individuell geschlossene als auch das gesellschaftlich offene Ende, das bei mir wunderbar nachklingt und zum denken anregt.
Was haben ein verliebter Jugendlicher, eine Profischwimmerin in Rente, ein patriarchalischer Immobilienmogul und eine verhinderte Mutter gemeinsam? Eigentlich nichts - ausser einer wenig erfreulichen Lebenserwartung aufgrund eines Herzleidens. Und das macht die vier zu Probanden von Martin Moosländer, der an der Berliner Charité ein Medikament zur verjüngung der Herzmuskelzellen entwickelt. Die Wirkung dieses Medikaments schiesst allerdings weit über das Ziel hinaus: Das biologische Gesamtalter der Probanden sinkt innerhalb weniger Monate um acht Jahre. Tendenz sinkend. Das hat natürlich für die Betroffenen unerwartete physische aber auch psychische Folgen. Und öffnet auf gesellschaftlicher Ebene die Büchse der Pandora.
Besonders fasziniert hat mich an diesem Roman, dass das gezeichnete Szenario so realistisch und naheliegend scheint. Vor allem die Verortung in einer nahen Zukunft, die Entdeckung des Jungbrunnens durch Zufall, die allgemeine Überforderung mit dem neuen Zustand und das Ausbleiben rasanter Showeffekte und Trhillerelemente erweckt genau diesen Eindruck bei mir. Dabei bleibt der Roman allerdings nicht ohne Spannung!
Durch dass der Roman den Fokus vornehmlich auf die Einzelschicksale der Perspektivfiguren - der vier Probanden, aber auch Moosländer und Miriam, der Vorsteherin des deutschen Ethikrates - legt, erhält das Werk etwas sehr Persönliches. Und durch die Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen der Betroffenen wird das Thema aus sehr unterschiedlichen Standpunkten betrachtet und diskutiert. Ich fand die Erzählstimmen der sechs Figuren ausserdem unglaublich gut getroffen. Und der Schreibstil erzeugte bei mir einen unwiderstehlichen Sog, der mich tief in die Gedanken- und Erlebniswelt der Figuren riss und somit nah an deren Schicksal teilhaben liess. Und auf der anderen Seite haben Martin und Miriam die Bühne für die gesellschaftlichen und politischen Diskurse geöffnet, in der diverse Interessengruppen ihre Stimmen erheben konnten und Gruppierungen aktiv wurden.
“Wir werden jung sein” hat mich mit seiner Balance vielschichtiger Individualschiksale und der gesellschaftspolitischen Denkanstösse sehr gut abholen können. Maxim Leos eindringlicher Schreibstil konnte mich ausserdem überzeugend und hat dieses delikate Thema feinfühlig und klug transportieren können. Besonders gefallen hat mir die Perspektivenvielfalt und das sowohl individuell geschlossene als auch das gesellschaftlich offene Ende, das bei mir wunderbar nachklingt und zum denken anregt.