Spurlos verschwunden, seit 24 Jahren – doch Wisting gibt niemals auf!

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COVER: In großen, klar-umrissenen Lettern prangt in einem warmen Morgensonnenorange der Nachname des besten Kommissars Norwegens WISTING auf einer kaltweißen Schneelandschaft, (oder zugefrorenen Eissee), so als ob sich dieser von nichts aufhalten läßt und ein unerschütterliches & markantes Zeichen, fast ein Branding, darauf setzt. Die leichten, im Schneeweiß ungesehenen Unebenheiten dieser zugeschneiten und verkrusteten Oberflächenstruktur gewinnen erst in diesen des Ermittlers Großbuchstaben dank gelbgüldener Akzentuierung an ausgeleuchteter Dimension und kommen nur hier und somit zum sichtbareren Vorschein. Das durchgehend kompakte, ziemlich gleichmäßig verlaufende Schneegebiet, welches sich bis zu einem nur mehr schmalen, kaum merklichen aquamarinhellblau-wolkigen Horizontstreifen emporzieht, mit diesem fast zu verschmelzen scheint, ist mit einer metertiefen Schneise versehen; diese schneidet sich, wie ein Durchhau eines meerblaufarbenen Gletscherspaltes ausgeformt, mit vertikalen Seitenwänden, quasi durch die Buchfront, öffnet auf diese Weise die gefrorene Eischneedeckenschicht und bahnt einen Weg zur Zivilisation – als beabsichtige sie eine versinnbildlichte Betonung darauf zu legen, daß auch ‚eingefrorene‘ Cold Cases aufgebrochen und aufgeklärt werden können. Unter dem Wort Wisting ist in Schwarzdruck der Titel etwas kleiner fortgesetzt mit „und der Tag der Vermissten“, Band 1 der Cold Cases-Reihe.
LESEEINDRUCK: Die Leseprobe stammt von diesem Band 1, im Original „Katharina-koden“ (auch wenn irrtümlicherweise jede Seite oben mit Teil 2 „Wisting und der fensterlose Raum“ betitelt wird, der ja erst im Januar 2020 erscheint und auf welchen am Ende der Leseprobe, als einen weiteren Fall, Interesse gelenkt wird).
Der Autor Jørn Lier Horst, selbst ehemaliger Kriminalhauptkommissar bei der norwegischen Polizei, schreibt in einem sehr angenehmen flüssigen und so anschaulichen Stil, welcher den Leser in die Geschichte dermaßen hineinzuziehen versteht, als sei man persönlich direkt vor Ort mit dabei und würde dem Kommissar beim Studieren der Akten selbst förmlich über die Schulter spieken, diese aufmerksam mitlesen und sich über die einzelnen verschlugenen Stolpersteine und die zahlreichen Rätselfragen rund um den Fall den Kopf anfangen zu zerbrechen. Der in seinem liebevollen Umgang mit seiner 30jährigen Tochter und der 14-Monate-jungen Enkelin sehr sympathische Kommissar beeindruckt enorm mit seiner hartnäckigen, nachdenklichen und konzentrierten Vorgehensweise; auch sein ungebrochener Wille, diesem ungelösten Fall unbedingt Aufklärung zu verschaffen, ist ansteckend vorbildhaft:
Seit nun mehr 24 Jahren holt William Wisting jedes Jahr zum 10.Oktober die Ermittlungsakten rund um den Cold Case der mysteriös-verschwundenen Katharina Haugen hervor und studiert sie eingehendst, obwohl er sie mittlerweile schon längst auswendig kennt. Wieder und wieder geht er von Jahr zu Jahr Fotos und Notizen, Zeugenaussagen, Vernehmnungsprotokolle, Larborberichte, eben alles und jedes Detail, akribisch durch, in der Hoffung, daß sich ihm neue Erkenntniswege eröffnen. Auch sucht er zum sich jährenden Todesfall den Ehemann der wahrscheinlich Ermordeten auf, Martin Haugen. Eine Leiche der Vermissten tauchte bis dato zwar nie auf, aber Wisting misstraut der allgemeinen Annahme eines angeblichen Selbstmordes, auch einen möglichen Unfall (auf z.B. einer Wanderung) oder gar eine Flucht, ein sich ins Ausland Absetzen, schließt er aus - ihn läßt der Fall einfach keine Ruhe: sein siebter Sinn, aller Merkwürdigkeiten diese Falles eingedenk, läßt ihn immer nur deutlich auf eine kriminelle Handlung schlußfolgern. Was ihm immer obskur blieb waren nämlich z.B. die Art des für eine Reise zusammengestellt und gepackten offenen Koffers, das aus dem Rahmen herausgenommene Foto, die herausgezogenen Bücher, und, eine auf dem Küchentisch gefundene, ominös wie ein Code ausgediftelte Zahlenkombination - nicht zu vergessen der seltsam undurchsichtige Nachbar, ihr unbekannter Vater sowie die 14 roten Rosen. Darüber hinaus blieb Katharinas Begegnung, Mitte August, in einem Café mit einem Österreicher undurchsichtig. Nach der Zeugenaussage einer Gesangskollegin aus dem Chor habe sich Katharina ein Jahr vor ihrem Verschwinden verändert: die einst voll Energie berstende und gutgelaunte Frau habe sich zurückgezogen und wirkte ungewohnt und sonderbar niedergeschlagen und verschlossen – was ist Katharina am 10.10. zugestoßen? Welches nagende düstere Geheimnis trug sie anscheinend bereits seit einem Jahr mit sich herum? Warum konnte bis heute der Leichnam nie aufgespürt werden? Wird es Wisting gelingen, neue Erkenntnisse aus den alten, kalten Akten herauszuspüren, die verkrustete Schneedecke darüber aufzusprengen, zu schmelzen, das Verbrechen endlich zu enthüllen, um somit dieser Frau Gerechtigkeit widerfahren zu lassen? Beim Dechiffrieren des 'Küchenzettel'-Codes und aller anderen bisher ungelösten Geheimnisse möchte ich sehr gerne Wistling begleiten, weitere Einsichten in seinem Vorgehen miterleben und dem ‚Eis-Knacken‘ beim Lösen dieses ominösen Falles gespannt lauschen.