Heimweh

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milena Avatar

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"Ich hatte also meine Beziehung beendet, war fast mit der Kiste fertig, hatte gerade meinen Job verloren und litt unter einem akuten Mangel an Menschen, die mir nahestanden." (S.236) Dieser Satz umreißt den Inhalt des Buches am besten. Ilan, ein junger Israeli geht zunächst für ein Jahr als Fernsehreporter von Tel Aviv nach Berlin, um sich über sein weiteres Leben und die verworrene Geschichte seiner nach Palästina ausgewanderten Familie klarzuwerden. Seine Spurensuche anhand der ihm von seiner Großmutter Jutta hinterlassenen Kiste führt ihn in das Leben seiner Großeltern Else und Juda, die 1932 Deutschland zusammen mit ihrer Tochter Jutta, der Großmutter von Ilan , verließen. Es gelingt ihm aber nicht, alle Familienbande zu lösen, die verworrenen Fäden zu sortieren und die Haltung seiner kürzlich an Krebs verstorbenen Mutter in Zusammenhang mit seinen Aufdeckungen zu bringen.
Dies alles spielt sich vor dem Hintergrund der pulsierenden Metropole Berlin ab. Ilan bleibt -wie viele andere auch- aber häufig nur Zaungast und seltsam unbeteiligt am Geschehen und viele Beziehungen erweisen sich als oberflächlich und sporadisch. Das Buch endet melancholisch und unentschieden, wie es mit Ilan weitergeht, der aber zunächst mal seine Aufenthaltserlaubnis um ein weiteres Jahr verlängert.