Ruhrpott trifft SPO

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1959 träumt die 17jährige Sabine in Gelsenkirchen vom Gardasee und Gino. Doch statt Italien wartet St.-Peter-Ording auf sie. Sie muss ihrer Tante in der kleinen Pension helfen. Doch das Strandcafé und der junge Musiker Tom lassen Sabine Italien rasch vergessen. Zurück in Gelsenkirchen warten jedoch eine ungeliebte Arbeit und Postbote Engelbert auf Sabine, den ihre Eltern gern als Schwiegersohn sehen würden. Mit Hilfe ihrer eher unkonventionellen Freundin Rita, gelingt es Sabine sich abzunabeln und zu behaupten.

Das Buch ist wirklich schön gestaltet, das Cover und der farbige Buchschnitt gefallen mir ebenso wie die kleine Karte von St-Peter-Ording im Buchdeckel.
Das Buch ist aber leider stellenweise nachlässig lektoriert.

Der Stil ist flüssig und aber wie meistens bei Tanja Janz oft recht einfach. Darunter leidet für mich etwas die Atmosphäre des Buches. Der Funke vermochte nicht so recht überspringen.

Sabine, aber auch Rita, Tom und Fiete bleiben etwas blass.
Dabei hätte vor allem Rita mit ihrer eher unkonventionellen Art das Zeug zur kleinen Rebellin und hätte der Geschichte deutlich mehr Schwung verleihen können.
Das Konfliktpotential, das im Aufbegehren der jungen Leute gegen die Erwartungen der Eltern steckt, wird hier nur angekratzt und nicht ausgeschöpft. Das nimmt dem Roman etwas die Spannung und Dynamik und machen ihn sehr vorhersehbar. Am Ende lösen sich alle Probleme erstaunlich leicht auf.
Gut gefallen hat mir das letzte Viertel als die vier Protagonisten mit Schwung das Schicksal des Strandcafés in die Hand nehmen.

Die Schilderungen von Sabines Heimat Gelsenkirchen haben mir ganz gut gefallen. Als Kind des Ruhrgebietes kennt man vieles wieder. St.Peter-Ording kommt diesmal etwas zu kurz. Über die Lebensumstände der Bevölkerung und den aufkommenden Tourismus unter einfachsten Bedingungen hätte ich gern etwas mehr erfahren.

Die Geschichte bietet insgesamt noch Luft nach oben. Ich bin gespannt, was uns dann im 2. Teil erwartet.