Von Gelsenkirchen an die Nordsee

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Sabine hat ihre Prüfung an der Frauenfachschule erfolgreich bestanden und träumt von einer Reise an den Gardasee. Aber es kommt anders, ihre Tante Ebba in St. Peter-Ording benötigt dringend Hilfe. Sie beherbergt immer mehr Gäste und kann ihre Pension nicht mehr alleine führen. Ihre Eltern bestehen darauf, dass Sabine nach Sankt Peter-Ording fährt, weil man sich in der Familie gegenseitig helfen muss. Sabine fügt sich und wird von ihrer Tante freundlich aufgenommen. Bald hilft sie auch noch im Strandcafé aus. Bald gefällt ihr die Arbeit im Café und noch besser der junge Musiker Tom. Die beiden freunden sich an, doch bald muss Sabine abreisen. Ihre Eltern verlangen von ihr, eine neu Stelle in Gelsenkirchen anzutreten. Wird sie Tom wiedersehen?

Tanja Janz beschreibt bildhaft die norddeutsche Küstenromantik. Der Leser befindet sich sofort mitten im Geschehen und darf sich auf sympathische Protagonisten freuen. Neben Sabine ist mir ihre treue Freundin Rita besonders ans Herz gewachsen, die ohne Sabine nicht an den Gardasee reist. Schmunzeln musste ich darüber, dass auf Sabine einiges zukommt, was sie nicht ahnt – etwa dass Tante Ebba noch kein fließendes Wasser hat. Da sämtliche Zimmer im Haus vermietet sind, muss Sabine mit der Tante im Schuppen auf einem Feldbett schlafen. Dennoch versucht Sabine, das Beste aus der Situation zu machen, wobei ihr Tom hilft. Der junge Mann kümmert sich mit Freund Fiete nicht nur um die Strandkörbe. Die Autorin schildert anhand des Lebens von Sabine auch die Situation der Frauen in den späten 1950-er Jahren. Immer noch dominiert das traditionelle Familienmodell, Frauen haben sich um die Familie zu kümmern. Mit 18 Jahren ist Sabine noch nicht volljährig. Die Eltern unterzeichnen den Arbeitsvertrag und suchen den Ehegatten aus. Dagegen wehrt sich Sabine allerdings entschieden und hat Erfolg. Unterstützung erfährt sie von Freundin Rita, deren Eltern etwas fortschrittlicher sind. Dank des flüssigen, oftmals humorvollen Schreibstils macht es uns die Autorin leicht, in die Idylle von Sankt Peter-Ording einzutauchen und die beiden Freundinnen zu begleiten. Ich habe mich mit dem Roman, der leicht zu lesen ist, gut unterhalten gefühlt. Gerne vergebe ich vier Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.