Psychologie und Fantasie.....

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clara_fall Avatar

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Zwischen diesen beiden Möglichkeiten bewegt sich die Zusammenarbeit von Hauptkommissar Sigi Kamm und Psychologin Alicia Behrens. Schon vor längerer Zeit führte sie ein schwieriger Fall zusammen und eigentlich wollte keiner der beiden jemals wieder etwas mit dem anderen zu tun haben. Doch nun ist es der grausame Mord an dem türkischen Abiturienten Noyan Akay, der beide wieder zusammenbringt. Alicia kennt den Schüler aus einer früheren Therapie und kann nicht glauben, dass dieser junge Mensch durch scheinbar blinden Hass sein Leben verlieren musste. Kamm hat sich recht schnell ein Verdachtsgerüst zusammengebaut und versucht dies nun mit Alicias Hilfe abzusichern. Bald schon geraten Neonazis in den Kreis der Verdächtigen und ebenso hastig wird Rüdiger Brandt als Helfer in der Not gefeiert. Doch dieser hat ganz andere Sorgen, denn seine Ehe steht kurz vor dem Zusammenbruch und seine Tochter scheint ihm völlig zu entgleiten. Ein tiefer Blick in soziale Abgründe lässt schon bald alle verzweifeln.
Die Autorin hat hier ein schlüssiges Gesamtbild unserer heutigen Gesellschaft erschaffen, bis zum Ende erscheint alles glaubwürdig und alles mit der nötigen Portion Spannung. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, enden meist mit einem unerwarteten Ereignis und verleiten so immer wieder zum Weiterlesen. Durch die Figur Alicia Behrens wird sehr viel psychologisches Fachwissen eingebracht, was aber nicht trocken oder belanglos wirkt. So ganz nebenbei werden auch Potsdamer Sehenswürdigkeiten erwähnt, nicht direkt mit Namen, sondern umschrieben wie z.B. "diese Brücke, auf der schon Spione ausgetauscht worden waren" oder "trübe Lichter schienen vom sozialistischen Hotelriesen herüber". Hier wird der Leser angeregt, in seinem Hintergrundwissen über Potsdam zu stöbern und zu überlegen, was gemeint sein könnte. Ebenso lässt die Autorin direkt in der Handlung dem Leser genügend Spielraum, um eigene Schlüsse zu ziehen und mitzudenken.
Die Story ist von Anfang bis Ende rund und ich könnte sie mir sehr gut verfilmt vorstellen. Da es viele Andeutungen aus dem privaten Leben von Kamm und Behrens gibt, die (noch) nicht näher erklärt werden, hat man Lust auf weitere gemeinsame Fälle. Leider ist das Cover eher eine graue Maus, die Story hätte etwas Spektakuläreres verdient.