Voreilige Schlüsse

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In der Neustädter Havelbucht in Potsdam wird der junge Türke Noyan Akay, der Mitgründer der Bewegung „Schule gegen Rassismus“ ist, lebensgefährlich verletzt. Er hat wahrscheinlich nur überlebt, weil der zufällig vorbeikommende Rüdiger Brandt eingegriffen und den Täter verjagt hat. Hauptkommissar Sigi Kamm muss sich auf die Suche nach dem Unbekannten machen, vermutlich ein Neonazi. Den Vater des Jungen trifft der Überfall hart, insbesondere weil er bereits seine Frau verloren hat. Eigentlich hat Rüdiger Brandt ihn gesehen. Aber er weigert sich, eine Aussage zu machen, nachdem er bedroht wurde, und denkt auch an seine in Trennung lebende Frau Verena und die gemeinsame Tochter Susanne. Bei den Ermittlungen soll Kamm die Psychologin Alicia Behrens unterstützen, bei der Noyan in Therapie war. Ihre erste Begegnung haben die beiden nicht in guter Erinnerung: ausgerechnet in Noyans Gerichtsverhandlung waren sie so aneinander geraten, dass gegen beide ein Ordnungsgeld verhängt wurde…

Das Buch war nicht schlecht, hat es aber nicht geschafft, mich völlig in seinen Bann zu ziehen. Es ließ sich schnell und flüssig lesen. Die kurzen Kapitel haben mich immer wieder zum Weiterlesen eingeladen. Am Anfang wurde Spannung aufgebaut, denn ich wollte wissen, wer den türkischen Jugendlichen so zugerichtet hat und wie es dem ungewöhnlichen Ermittlerduo gelingt, den Täter zu überführen. Doch diese ließ im Lauf des Buches etwas nach, und es war nicht so, dass ich den Krimi nicht mehr beiseitelegen konnte. Die verschiedenen Wendungen haben immerhin dazu beigetragen, dass das Ende nicht sofort vorhersehbar und ein gewissen Überraschungseffekt vorhanden war.

Mir hat gefallen, dass die Handlung aus verschiedenen Sichtweisen erzählt wird. Allerdings habe ich bei den Figuren etwas vermisst: fast alle blieben für mich zweidimensional, und ich hätte gerne mehr über sie erfahren, um mich besser mit ihnen identifizieren und mich in sie hineinversetzen zu können. Gerade diese Hintergrundinformationen und –handlungen mag ich normalerweise bei Krimis. Die Andeutungen am Ende des Buches lassen vermuten, dass es weitere Bände mit Kamm und Behrens geben wird. Vielleicht ändert sich dies dann.

Das Cover des Romans ist ansprechend, allerdings hätte ich auf den ersten Blick nicht an einen Krimi, sondern an einen Roman gedacht. Der Titel hat einen Bezug zum Inhalt und passt gut. Der Text auf der Rückseite ist gelungen: er macht neugierig, verrät aber nicht zu viel. Der Klappentext ist dagegen schon sehr ausführlich, nimmt aber die wichtigsten Geschehnisse auch nicht vorweg.

Insgesamt ein netter Krimi, von dem man nicht zu viel erwarten sollte, der sich aber gut lesen lässt. Ich werde wahrscheinlich auch einen Nachfolgeband lesen, fiebere dem Erscheinen aber nicht entgegen.