Wo die Angst ist

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Ein junger türkischer Abiturient wird so schwer zusammengeschlagen, dass er stirbt. Sein Vater will die Täter finden, aber der Zeuge hat Angst, auszusagen.

Der Roman läuft langsam an. Es gibt ewig lange Rückblicke auf einen (fiktiven) vorherigen Fall, in dem die Protagonisten miteinander zu tun hatten, was ziemlich nervt. Auch wiederholt sich die Autorin dabei viel zu oft. Sie sollte sich vorher überlegen, welche Story sie eigentlich erzählen will und dabei bleiben. Wenn sie das nicht kann, soll sie halt Fall 1b schreiben und sich dann aber auf die jeweilige Geschichte konzentrieren. Wenn das Ganze als Anfang einer Serie gedacht ist, kann man mit derartigen Andeutungen ruhig ein bisschen sparsamer umgehen, um sich noch etwas für den nächsten Band aufzuheben und dort nicht noch mehr endlose Wiederholungen einbauen zu müssen.

Eigentlich stimmt an der Geschichte alles: Ein aktuelles, bewegendes Thema, Wendungen, die keiner voraussieht, die Geschichte in der Geschichte zwischen den zwei Ermittlern, die geheimnisvolle Vergangenheit der Psychologin usw. Aber im ersten Teil springt der Funke irgendwie nicht über, ohne dass ich sagen könnte, was fehlt. Dabei versteht die Autorin ihr Handwerk und kennt alle Tricks, so erzeugt sie z.B. Spannung, indem sie am Ende eines Kapitels Andeutungen macht, die sie erst im übernächsten auflöst; sie lässt aber dennoch das gewisse Etwas vermissen. Das kommt allerdings im zweiten Teil und im Showdown in geballter Stärke. Letzteren lässt die Autorin in zwei parallelen Erzählsträngen ablaufen, was sehr gut gemacht ist. Zwar ist Konrads Story ziemlich gekünstelt - irgendwie verkrampft als zweite Spur gedacht – und die Sache mit der Oma doch sehr weit hergeholt, die Gesamtstory und auch die Protagonisten und ihre Probleme sind jedoch durchaus mehrdimensional dargestellt.

Insgesamt ein eher lahmer Anfang, dafür aber eine sehr gute zweite Hälfte, also nicht zu schnell weg legen.