Berührend und herzergreifend....

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maimouna19 Avatar

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Stellvertretend für viele Betroffene „erzählt die Autorin Nguyễn Phan Quế Mai in „Wo die Asche blüht“ am Beispiel der Schwestern Trang und Quỳnh vom Schicksal der „vergessenen Kinder von Saigon“.
Zur Zeit des Vietnamkrieges leben die beiden mit ihren Eltern in Armut auf dem Land und arbeiten auf dem elterlichen Reisfeld. Von einer Freundin lassen sie sich überreden, 1969 nach Saigon zu ziehen, um dort so viel zu verdienen, dass sie die Schulden ihrer Eltern begleichen können. Um keine Schande über die Familie zu bringen, lassen sie ihre Eltern in dem Glauben, dass sie sich Bürojobs suchen, tatsächlich arbeiten sie als Barmädchen/Prostituierte in einer Bar, in der hauptsächlich amerikanische Soldaten verkehren – zu der Zeit die einzige Möglichkeit, schnelles Geld zu verdienen. Dort lernt Trang den amerikanischen Hubschrauberpiloten Dan kennen. Die beiden verlieben sich und Trang wird schwanger. Dan reist nach seinem Einsatz ohne sie in die USA zurück.
Vierzig Jahre später (2016) kehrt er zusammen mit seiner Frau Linda zurück nach Vietnam. Die Beiden hoffen, dass die Reise Dan hilft, seine schrecklichen Kriegserlebnisse endlich zu überwinden. Außerdem hofft Dan, Trang und das gemeinsame Kind zu finden – von beiden hat er seiner Frau nie erzählt.

Neben den Vorgenannten lernen wir auch Phong, einen knapp 40jährigen „Amerasier“ kennen. Als Kind einer Vietnamesin und eines farbigen US-Amerikaners hat er seine Kindheit im Waisenhaus verbracht. Sein ganzes Leben ist geprägt von Erniedrigung und Diskriminierung. Aufgrund seiner Herkunft wurden ihm alle Möglichkeiten verweigert, es im Leben zu etwas zu bringen. Auch ein Visum zur Auswanderung in die USA wurde ihm verweigert.

Die verschiedenen Perspektiven (Trang/Quỳnh, Dan/Linda, Phong) setzen sich nach und nach zu einem Gesamtpuzzle zusammen. Die Sprünge durch Biographien und Zeiten (2009, 1984-1993), 2016) ergeben einen fesselnden Roman.
Nguyễn Phan Quế Mai gelingt es den Leser zu berühren. Man kann sich in alle Charaktere hineinversetzen, fühlt und leidet mit ihnen. Der Verzicht auf einige hohle Phrasen, Allgemeinplätze oder Kitschigkeiten hätten der Geschichte keinen Abbruch getan, haben das Lesevergnügen aber auch nicht wirklich gemindert.
Insgesamt ist es der Autorin gelungen, ein wichtiges Stück Zeitgeschichte in einen flüssig zu lesenden Roman zu verpacken und Menschen eine Stimme und Beachtung zu verleihen, die von der Geschichtsschreibung anscheinend komplett vergessen wurden. „Wo die Asche blüht“ zeigt wieder einmal, dass Kriege auf allen Seiten nur Verlierer kennen, Konsequenzen noch nach Generationen spürbar sind und weiterhin für Leid sorgen. Packender Lesestoff, der zum Nachdenken anregt und daher eine klare Leseempfehlung meinerseits!