Das Schicksal der "Amerasians"

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throughmistymarches Avatar

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„Wo die Asche blüht“ bzw. im Original „Dust Child“ ist der 2. Roman der vietnamesischen Autorin Nguyễn Phan Quế Mai. Nachdem ihr Debüt „The Mountains Sing“ war es ein Must-Read für mich.

Vor der Lektüre des Debütromans wusste ich so gut wie nichts über die Geschichte Vietnams; dieses Hintergrundwissen half mir nun bei „Wo die Asche blüht“ Einiges besser einzuordnen, aber es ist nicht notwendig, um der zu Handlung folgen zu. Im Zentrum stehen die Erfahrungen von „Amerasians“, den Kindern vietnamesischer Frauen mit amerikanischen Soldaten. Sie erfahren in der vietnamesischen Gesellschaft & den USA teils starke Diskriminierung.

Phong ist einer von ihnen, als Kind eines schwarzen Vaters wird er besonders schlimm ausgegrenzt. Er wuchs bei einer Nonne & auf der Straße auf. Obwohl er mit seiner Frau & den beiden Kindern glücklich ist, fehlt ihm etwas: verzweifelt sucht er als Erwachsener nach seinen Eltern. 2016 kommt Dan aus Seattle nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Als 20jähriger Soldat war er in Vietnam, hat PTSD und lebt mit dem Wissen, seine Freundin Kim schwanger im Krieg zurückgelassen zu haben. Er sucht nach ihr & dem gemeinsamen Kind. Kim war der Barname von Trang, die 1969 als 18jährige mit ihrer Schwester Quỳnh nach Sài Gòn kam um dort Geld für die Familie zu verdienen. Letztlich arbeiten die jungen Frauen als Sexarbeiterinnen in Bars für amerikanische GIs.

Die 3 Erzählstränge laufen zunächst unabhängig voneinander, um dann miteinander verbunden zu werden. Es gibt noch eine 4. Perspektive, doch über diese zu schreiben, würde zu viel verraten.

Nguyễn Phan Quế Mai hat 7 Jahre lang an „Dust Child“ gearbeitet; das Thema ist das ihrer Promotion. Sie führte zahlreiche Gespräche mit Amerasians & ihren Familien. Wieder durfte ich viel lernen, doch es sind nicht historische Daten, die ich mir merken werde. Die menschlichen Schicksale sind das, was hängen bleibt. Und die beschreibt Nguyễn Phan Quế Mai in wunderbar poetischer Sprache.

Auch wenn man es sich für die Figuren noch so sehr wünscht, nicht alle bekommen ein „Happy End“; dennoch bleibt Hoffnung, und das Wissen, dass Menschen so viel gemeinsam erreichen können, wenn sie sich auf ihre Menschlichkeit besinnen.