Staub des Lebens

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buecherfan.wit Avatar

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In Ngueyn Phan Que Mais Roman “Wo die Asche blüht“ geht es um den Vietnamkrieg und seine Folgen für die Überlebenden in Vietnam und die amerikanischen Veteranen. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen: 1969 und 2016 mit einem Epilog im Jahr 2019. Zwei Schwestern, - 18 und 16 Jahre alt - leben in äußerster Armut in einem Dorf. Betrüger haben die Familie um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. Sie haben außerdem fast alles verloren, weil sie ihre Schulden an Geldverleiher nicht zurückzahlen können. Die Schwestern lassen sich von einer Freundin überreden, mit ihr nach Saigon zu gehen und dort als Barmädchen zu arbeiten. Sie begreifen erst später, dass von ihnen erwartet wird, dass sie sich für ein paar Dollar prostituieren, wovon vor allem ihre Chefin profitiert. Die ältere Schwester lässt sich auf eine Beziehung mit dem Soldaten Dan ein, der sie schwängert und im Stich lässt. Dan leidet auch Jahrzehnte später noch unter PTBS und lässt ich von seiner Frau Linda überreden, nach Vietnam zurückzukehren und seine Probleme endlich aufzuarbeiten. Er hat ihr allerdings nie von seiner Beziehung zu Kim alias Trang und dem Kind erzählt. In einem zweiten Handlungsstrang sucht der Amerasier Phong nach seinem unbekannten Vater, einem farbigen GI. Er wurde vor einem Waisenhaus ausgesetzt und hat nur wenige glückliche Jahre mit einer katholischen Nonne erlebt. Dann kamen die Vietcong und damit Umerziehungslager, Gewalt und Hass. Aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe wurden diese Menschen als Staub des Lebens bezeichnet.
Die Autorin verdeutlicht in ihrem exzellent recherchierten Roman, dass aus den Beziehungen zwischen amerikanischen Soldaten und Vietnamesinnen Zehntausende von Kindern hervorgingen, die später Ausgrenzung und Hass ausgesetzt waren, vor allem, wenn sie eine andere Hautfarbe hatten, und nie eine Chance auf ein normales Leben bekamen. Dieser grausame Krieg hat niemand genützt, sondern viele Opfer gefordert und Traumatisierte auf beiden Seiten hinterlassen. Der Roman informiert nicht nur über weniger bekannte Seiten dieses Krieges, er überzeugt vor allem durch seine geschickt fiktionalisierte Form der Informationen und persönlichen Erfahrungen der Autorin. Allerdings wirkt die Zusammenführung der verschiedenen Handlungsstränge mit ihrem jeweiligen Personal zum Schluss hin etwas unwahrscheinlich. Dennoch ist dies ein sehr lesenswertes Buch, das ich gern empfehle.