Eine Gratwanderung zwischen Liebe, Freundschaft und Treue

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taniab96 Avatar

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Es ist 1942 in Köln. Mitten im Krieg. Wir lernen Lene Meister kennen, ein aufgewecktes junges Mädchen. Sie befindet sich in ihrer Friseurlehre und kümmert sich um ihre beiden Geschwister, sowie ihrer Mutter, der der Krieg nicht gut bekommt. Eines Tages trifft sie dann auf Erich und trotz seiner Geheimniskrämereien verliebt sie sich in ihn. Bald ist auch Lene in die Geschehnisse verwickelt und lässt sich mitreißen, was der Gestapo gar nicht gefällt...

Der Autor hat sich für seine Geschichte einiges zugetraut. Ich bin immer wieder erstaunt von Briefromanen, allerdings hatte ich noch nie ein so authentischen Briefroman in der Hand. Frank Maria Reifenberg schafft es wunderbarerweise jeden Charakter in diesem Buch so authentisch wie möglich klingen zu lassen. Ich bin gebürtige Kölnerin und während des lesens klang mir immer wieder der kölsche Singsang in die Ohren. Die Sprache ist einfach (ich finde auch absolut als Schullektüre zu empfehlen, vielleicht für den Geschichtsunterricht), der Aufbau leicht verständlich.

Es gab viele Stellen an denen ich wirklich schlucken musste. Gerade bei den Kriegserlebnisse von Franz, Karls blinde Besessenheit dem "Führer" gegenüber oder die Bombenangriffe auf Köln, haben es einem kalt den Rücken runterlaufen lassen. Ich lebe heute in Köln, mehr als 70 Jahre später und nun kann ich viele ältere Mitbürger gut verstehen, diese vom alten Köln sprechen. Man möchte sich nicht vorstellen, wie die Menschen sich in den wenigen Minuten nach den Alarmen gefüllt haben.

Am Ende der Geschichte musste ich dann doch ein paar Tränchen unterdrücken. Es ist eine wunderschöne, wenn auch tragische, aber immer hoffnungsvolle Geschichte. Ein bisschen wie wir Minsche us Kölle eben sin.

Ich muss Herrn Reifenberg und auch dem NS-Dokumentationszentrum in Köln eigentlich nur herzlich danken, dass sie so ein lehrreiches Buch veröffentlicht haben. Man lernt nicht nur während des Romans viel über den Krieg und auch den Edelweißpiraten. Gerade auch die letzten Seiten zur "Unangepassten Jugend" und die Zeitleiste helfen einem viele Inhalte besser zu verstehen. In dieser Form habe ich noch keine Bücher über den Nationalsozialismus gelesen. Es beinhaltet gute Recherche und viele Fakten.

Eine klare Leseempfehlung. Einfach nur toll und wichtig!