Solide, aber nicht das große Feuerwerk der Emotionen

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lynas_lesezeit Avatar

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"Doch Herzen sind seltsam zähe kleine Dinger, und sie haben die Fähigkeit, sich aus Bruckstücken neu zusammenzusetzen."

Nele, die Protagonistin, in dem Roman "Wo die Sterne tanzen" von Katharina Herzog hat ein gebrochenes Herz. Ihre Oma Lotte ist gestorben, mit ihrer Mutter versteht sie sich nicht gut, nachdem diese sie als Jugendliche furchtbar im Stich gelassen hat, ihre Musical-Karriere läuft nicht optimal und als wäre das noch nicht genug, begegnet sie auch noch ihrer Jugendliebe Henry wieder, der sie sehr enttäuscht hat. Schon von der ersten Seite an, ist es leicht Nele zu begleiten und sich die Handlung bildhaft vorzustellen. Die Geschichte ist unaufgeregt und angenehm detaillreich geschrieben, es entsteht ein schöner Lesefluss. Als Leser wird man mit nach Juist und - im krassen Gegensatz dazu - nach New York genommen. Nele, ihre Familie und Freunde werden menschlich und nahbar mit Eigenheiten, Träumen und Emotionen beschrieben. Jeder einzelne Charakter für sich bereichert die Geschichte und macht das Lesen angenehm und kurzweilig. Ein bisschen gefehlt hat an mancher Stelle die Tiefe und Erläuterung. Henry rutscht beispielsweise in seinem Leben zeitweise in die Kriminalität ab. Was ihn dazu bewogen hat und was genau dahinter steckt, bleibt jedoch im Unklaren. Zudem gab es einige Geschehnisse, die etwas drüber waren und für die Haupthandlung entbehrlich gewesen wären oder wenn dann mehr ausgearbeitet schöner gewesen wären. Beispielsweise geht Nele mit ihrer Tochter und einem anderen kleinen Mädchen im Wald spazieren und müssen miterleben, wie ein Wilderer ein Reh schießt. In dieser Szene kamen die Emotionen nicht richtig rüber, ich blieb seltsam unbeteiligt und fragte mich eher, was damit bezweckt werden sollte. Auch später wollte es sich nicht recht in die Geschichte fügen.

Ein deutliches Plus hingegen ist, dass die Handlung nicht nur in der Gegenwart spielt. Immer wieder wird man in der Zeit zurückgeführt und lernt Nele als Teenager, als junge Frau und später als junge Mutter kennen. Diese Rückblicke sind gut in die Erzählung verwoben und bereichern die Geschichte. An vielen Stellen ist die Handlung zwar sehr vorhersehbar, es gab für mich aber auch zwei überraschende Wendungen mit denen ich so nicht gerechnet hatte.

Besonders gut gefallen hat es mir, dass einige Kapitel mit Zitaten aus Musicals beginnen. Ein zauberhaftes Detail, das mir beim Lesen viel Freude bereitet hat. Zudem ist es sehr stimmig, da Nele voller Leidenschaft singt und tanzt und gerade auch Musicals in ihrem Leben eine entscheidende Rolle spielen.

Für mich war "Wo die Sterne tanzen" von Katharina Herzog ein Roman, der sich sehr leicht und kurzweilig lesen ließ. Sicher kein Buch, das mich völlig fasziniert und überrascht hat, so dass es lange in Erinnerung bleiben wird, aber dennoch solide und empfehlenswert.