Der Tod gehört zum Beruf

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
krimine Avatar

Von

Francesco, ein junger aufstrebender Anwalt aus einer der einflussreichsten Familien der Gegend, möchte seine große Liebe Giovanna heiraten. Doch ein Geheimnis umgibt die Braut, das düsterer und zerstörender nicht sein kann. Von einem Mann in jungen Jahren zur Hure gemacht, schafft sie es erst kurz vor der anstehenden Hochzeit, sich von dessen Einfluss zu lösen. Aber bevor sie dazu kommt Francesco ihre Lebenslüge zu beichten, findet er sie tot in der Badewanne vor. Ertränkt von einem Unbekannten.

Francesco ist am Boden zerstört. Aber viel Zeit zum Trauern bleibt ihm nicht. Nicht nur, dass Giovanna tot ist, setzt ihm in den darauf folgenden Tagen mächtig zu. Auch die Tatsache, dass Filippo, mit dem er in der Nacht von Giovannas Tod einen fürchterlichen Streit hatte, sein Alibi nicht bestätigt, bereitet ihm erhebliche Probleme. Ins Visier der Carabinieri geraten, versucht Francesco verzweifelt herauszufinden, welches Geheimnis Giovanna umgab und wer hinter den dubiosen Machenschaften steckt. Doch immer wieder stößt er dabei an Grenzen, die, gesetzt durch die einflussreichsten Familien der Gegend, nicht zu durchbrechen sind. Dabei gehört Francesco selbst zu einer dieser Familien und trotzdem rennt er immer wieder gegen Wände an oder verfängt sich im Netz von Intrigen, die dichter nicht gewebt sein können. Einzig und allein Carla, Biologin und Freundin von Giovanna, steht ihm hilfreich und mit ihrem jahrelang erworbenen Wissen zur Seite. Doch bevor es ihnen gelingt, die ungeheuerlich skandalösen Machenschaften aufzudecken, gibt es weitere Tote. Und Francesco wird allmählich klar, dass rs die Verantwortlichen nicht einfach hinnehmen werden, wenn er ihnen noch näher kommt.

 

„Wo die Zitronen blühen“ ist ein unheimlich interessanter und nah an der Realität spielender Roman der Autoren Massimo Carlotto und Marco Videtta, der zunächst aufgrund seines Titels eher romantisch anmutet, sich aber bei näherem Hinsehen, oder besser gesagt, Hinlesen, als ein knallhart konstruierter Thriller entpuppt. Ein Thriller, der im Nordosten von Italien spielt, und den Einfluss und die Machenschaften mafiaartiger Organisationen thematisiert. Mit einer sachlich gehaltenen, schnörkellosen Sprache charakterisieren die Autoren meisterhaft die menschlichen Abgründe, die in dem heutigen Italien auf der Tagesordnung stehen. Doch nicht nur die Studie der gesellschaftlichen Verhältnisse der Provinzen Italiens ist den Autoren in ihrem Buch hervorragend gelungen, auch die des Hauptprotagonisten Francesco weiß zu überzeugen. Mittels einer einfach gewählten Methode, den Hauptprotagonisten als Ich-Erzähler auftreten zu lassen, gelingt es ihnen, den Leser tief in die Gefühls- und Gedankenwelt des jungen Anwalts zu katapultieren. Weiterführende Handlungsstränge werden in der dritten Person erzählt und wirken gewollt erklärend und die Haupthandlung untermauernd. Alle anderen Figuren werden eher blass gehalten, bis auf die eigentlich Schuldigen, die bewusst etwas mehr ins Rampenlicht treten, um die Motivation ihrer Handlungen zu erklären. Insgesamt also ein gelungener Aufbau, der das Anliegen des Buches wunderbar unterstreicht, dafür aber die Spannung etwas zu sehr ins Hintertreffen geraten lässt.

 

Ein Buch, das viel von dem heutigen Italien verrät und ein realistisches Bild der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse zeichnet, aber als Thriller ein wenig zu ruhig daherkommt.