Doch nicht das, was ich gehofft habe

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lightdancer Avatar

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Hm… eigentlich habe ich, wie es normalerweise bei einem Krimi der Fall wäre, mehr Spannung erwartet a lá Higgins-Clark oder so, aber das fehlt diesem hier völlig. Das Ende ist zwar dennoch für mich überraschend gewesen, aber das hielt mich weit weniger bei der Stange, als zu erfahren, wie es denn nun mit all den Intrigen weitergeht. Selbst wenn nur die Hälfte davon, was hier zu lesen ist, in der realen Welt tatsächlich so angewendet wird, trifft es dennoch einen Menschen wie mich bis ins Mark, da ich so etwas zu tiefst verabscheue. Ich bin durchaus nicht weltfremd und weiß, dass vieles passiert, was unvereinbar in mir ist, aber doch erschüttern mich solche Dinge immer wieder.
Was allerdings immer noch offen geblieben ist, was Menschen wie die Contessa oder Anwälte wie Antonio Visentin zu solchen Taten antreiben. Ist es wirklich nur Machtgier, das Interesse immer höher und höher hinaus zu wollen oder einfach nur Langeweile, die dann allerdings teuer erkauft ist, nämlich mit Menschenleben? Zu welchen Zweck fühlen sich solche Menschen berufen, um solche Wege zu beschreiten und fälschlicherweise oft sogar als “Heilige” angesehen werden? Man sieht hier in die menschlichen Abgründe, ohne sie selbst zu begreifen, wenn man nicht ähnlich veranlagt ist.

Der Schreibstil ist flüssig und homogen, was einem das Lesen erleichert und man flott durchs Buch kommt. Allerdings erfährt man weit weniger über das Land Italien, als eher um die dortigen Gepflogenheiten. Wer also hofft hier mehr “Italien” zu finden, wird enttäuscht sein. Wer sich für Intrigen, hinterlistige Spielchen, politisches Kalkül und schmutzige Geschäfte interessiert, wird hier eher fündig werden und so tiefer in den Schmutz der Welt eintauchen können. Solchen Interessierten wünsche ich viel Spaß mit dem Buch. Für mich ist es allerdings nicht das, was ich mir erhofft habe…