Mord, Müll und Familien

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Mit Massimo Carlotto und Marco Vidette haben sich ein berühmter italienischer Schriftsteller und ein Produzent und Schriftsteller zusammengetan, um den Kriminalroman „Wo die Zitronen blühen“ zu schreiben.

 

Wo die Zitronen blühen spielt im Norden Italiens, dort, wo weder die Mafia, noch Kirche, noch die Politiker herrschen, sondern nur alteingesessene Familien. Familien wie die Visentins, eine Anwaltsfamilie mit gutem Ruf im Umland und darüber hinaus.

 

Die Hauptfigur des Buches ist Francesco Visentin, einziger Spross der Visentinfamilie, aufstrebender Anwalt, der bald in die Familienkanzlei wechseln darf, und kurz vor der Hochzeit mit der Frau seiner Träume steht. Giovanna Barovier, eine Anwältin der Kanzlei seines Vater, ist diese Frau. Sie will iherm zukünftigen ein Geheimnis anvertrauen und kurz nach der ausgesprochenen Drohung alles zu erzälen wird sie schließlich ermordet. Für Francesco bricht eine Welt zusammen und auch er steht unter Tatverdacht, bis sich sein Vater für ihn einsetzt und seine Macht ausspielt.

 

Für Francesco beginnt eine atemberaubende Jagd durch Norditalien bei der er die eine oder andere Leiche im Keller der alten Familien ausgräbt und es gleichzeitig noch mit der Umweltmafia zu tun bekommt. Unterstützt wird er von seinem Vater, dem Vater seiner Verlobten und der besten Freundin seiner Verlobten und am Ende bleibt nicht mehr viel, worauf er noch vertrauen kann.

 

Kurz ist der Roman und da er auch noch mehr als flüssig zu lesen ist, braucht man wohl nicht viel Zeit dafür. Gerade das verleiht dem Roman so etwas wie Gehetztheit, genau wie sich der Protagonist fühlen muss, wenn verschiedenste Dinge nebeneinander geschehen und viele Dinge geregelt werden müssen. Das auch noch alle Charaktere vorgestellt werden, auch die weniger wichtigen verleiht dem Ganzen keinen Abbruch, denn so werden die Charaktere in ihrer ganzen Tiefe dargestellt und erlebbar. Fast fühlt man vielleicht so etwas wie Katharsis beim Lesen, mindestens aber Mitleid.

 

Der Hintergrund über Norditaliens Machstrukturen sind neu und gepaart mit der Müllpolitik des Staates und der Mafia, bieten sie ein tolles Bild Italiens, dass so wohl nur Italiener malen können und das man sich doch auch als Deutscher im Kopf vorstellen kann. Gerade, dass nicht wieder die Mafia die Hauptrolle im Roman spielt, ist ein gutes Zeichen für italienische Literatur allgemein, da kann man glatt hoffen, dass es bald noch mehr Bücher gibt, in denen die Mafia nur eine Randnotiz wert ist.

 

**Fazit:** Ein spannendes Buch, das man in einem Rutsch durchlesen kann und auch wird. Norditalien, Familienbande, ein Mord und jede Menge Müll, eine perfekte Kombination mit tiefen und sich entwickelnden Charakteren. Ich hoffe, dass es bald mehr von Carlotto und Videtta zu lesen gibt.

 

Wer in der Zukunft lesen will, muß in der Vergangenheit blättern. - André Malraux