Wer an dubiose Mafiosi denkt,...

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kainundabel Avatar

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...liegt bei "Wo die Zitronen blühen" nicht falsch, treibt doch die Umweltsünder-Mafia im aufstrebenden italienischen Nordosten ihr Unwesen. Zunächst steht aber der Mord an der schönen Giovanna im Mittelpunkt, die wenige Tage vor der Hochzeit mit dem begehrten Junggesellen und Sohn der angesehenen Anwaltsfamilie Visentin in der Badewanne ihr Leben wohl nicht freiwillig ausgehaucht hat.

Dem Autorenduo Carlotto/Videtta gelingt es, auf den 215 Romanseiten ein spannendes Gemälde aus mafiösen Strukturen, Bigotterie und Korruption in einem italienischen Dorf zu zeichnen, das beherrscht ist von archaisch-traditionellem Sozialgefüge und dominiert von mehr oder weniger angesehenen, mehr oder weniger finanzkräftigen Familienclans. Da gibt es kaum einen, der nicht wenigstens **eine** Leiche im Keller hat. Seine anhaltende Spannung bezieht der Krimi dadurch, dass der Leser immer wieder in Richtungen gelenkt wird, die ihm das Gefühl vermitteln, Teil der "wissenden Seite" zu sein. Aber stets kommt es anders, als man denkt! Viele Spuren werden gelegt, die ihn durch ein - manchmal verwirrendes - Labyrinth führen und ihn oftmals ratlos zurücklassen. Zum Schluss kommt sie dann, die faustdicke Überraschung, mit der Giovannas Mörder überführt wird. Der wird hier natürlich nicht verraten, nur so viel: ein bis zum Schluss spannender und raffiniert geschriebener Roman, der nicht nur als Urlaubslektüre in südlichen Gefilden, sondern auch an Nord- und Ostsee empfehlenswert ist.

PS: Ein Wermutstropfen muss aber erwähnt werden. Zeugt schon der Originaltitel "Nordest" nicht gerade von Kreativität, geht der Titel der deutschen Ausgabe völlig daneben. Wer lässt sich denn um Himmels willen derart Banales einfallen? Dann hätte man ja gleich "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt" wählen können...