Das Buch ist für dich

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marcialoup Avatar

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Geschmeidig schöner Anfang der Ich-Erzählerin Sophie, die während ihres Urlaubs in einem Büchercafé auf einen Mann trifft, so sehr, dass sie ihn versehentlich mit Kaffee überschüttet, aus dem Becher, den sie in ihrer Hand hält, als sie aus der Tür tritt; so sehr, dass er nicht mehr weggeht – der Mann – nicht aus ihren Gedanken, nicht aus ihren Träumen. Bis sie anfängt, in ihren Träumen zu leben.

Die Geschichte ist geschrieben aus Sicht der Ich-Erzählerin, oder besser gesagt, die Geschichte wird erzählt, denn der Klang der Sprache entwickelt sich wie eine Erzählung, der man lauscht, zuhört, obwohl man liest.
Mit viel Beobachtungsgabe werden kleine Details ins Licht gerückt und lassen beim Lesen Achtsamkeitsmomente zu. Oder es entstehen ganze Bilder von Umgebungen. Und auch das Gefühlsleben ist intensiv. Wobei man manchmal den Eindruck hegen könnte, dass die Ich-Erzählerin und die Autorin miteinander verschmelzen.
Melodisch melancholisch beschreibt die Autorin Anne Barns den Werdegang der Liebe Sophies zu einem Mann in ihrem Traum, einem Traummann. Mit kraftvollen Sätzen flüchtet die Protagonistin aus ihrem Alltag und lebt und fühlt mit geschlossenen Augen. Bis sie erwacht… und den Traum versucht, mit Realität zu füllen:
Sophie reist zurück auf ihre Urlaubsinsel um Dich zu suchen. Wird sie dich finden?

Es ist gleichermaßen eine Geschichte von Verlusten, die schmerzhaft und auch unverhofft plötzlich da stehen und den Leser treffen, manchmal mehr als Sophie selbst. Und man fühlt sich fast ein bißchen alleingelassen mit diesen Gefühlen.

Auf den ersten Blick scheint das Cover nicht ganz zum Stil der Geschichte zu passen, einerseits – durch mehrere Blicke von anderer Seite betrachtet zeigt es die gedankenverlorene Abwesenheit einer Frau in einem Meer von Wasser und verstärkt damit das geschriebene Wort der nachfolgenden Seiten.

Ein besonderer Roman, mit dem man gern ein paar Stunden verbringt, auch wenn sich zwischendurch einige Längen auftun.