Ein Sommerbuch für Zwischendurch

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missmarie Avatar

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,,Sie haben sich gefunden", sagte Marlene, ,,das zählt. Die Liebe findet immer ihren Weg."

Der Weg kann verworren sein, ins Meer oder auf Inseln führen oder sogar erst einmal nur im Traum erkennbar sein. Sophie lernt da nach einem Urlaub auf der Ostseeinsel Rügen. Eigentlich versucht sie dort, über den Tod ihrer besten Freundin Tessa hinwegzukommen, während Sophies Ehemann verzweifelt nach einem Neuanfang für ihre Beziehung sucht. Doch Sophie braucht Ruhe und so zieht es die Übersetzerin für französische Literatur in eine Buchhandlung mit Café. Doch mit Buch, Kaffee und Hundeleine in der Hand bekleckert sie versehentlich das Hemd eines anderen Gasts - und der schleicht sich, zurück in Hamburg, zunehmend in Sophies Träume. Während ihre Ehe immer mehr auseinanderfällt, beschließt Sophie noch einmal nach Rügen zurückzukehren - alleine, um nach dem Mann aus ihren Träumen zu suchen.

Der Plot könnte kitschig sein, gerade wenn man ihn in eine knappe Inhaltsangabe verpackt präsentiert bekommt. Tatsächlich hat die Erzählung aber ein angenehmes Niveau: Es geht um gutes Essen, französische Literatur und die Verbindung zwischen Frauen. Es geht darum, trostfroh auf das Leben zu schauen, auch wenn eine Veränderung erstmal wie ein Rückschlag erscheint. Und es geht darum, ob man die Frau aus den Träumen ist, zu ihr werden kann und möchte.

Anne Barns Roman ist ein kleiner, literarischer Wohlfühlort, in den man für eine kurze Alltagsflucht abtauchen kann. Mir hat die geschildeter Atmosphäre sehr gut gefallen und ich habe mich zwischen den Zeilen zuhause gefühlt. Stellenweise drehen sich Gespräche zwar fast schon um spießige Themen wie eine vergleichsweise lange Diskussion über den richtigen Wein. Und auch Sophies Mann aus den Träumen ist mir weniger sympthatisch als er der Protagonistin ist. Dennoch würde ich ,,Wo du mich findest" als angenehme Sommerlektür für Zwischendurch empfehlen.