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lese-esel Avatar

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Angelockt durch die Thematik habe ich das Buch neugierig aufgeschlagen und musste feststellen, dass der Erzählstil einem Bericht ähnelt. Und zwar einem, der der Person erzählt wird, die an dem Geschehen teilhat.
Das war doch sehr ernüchternd.
Auf der anderen Seite jedoch ist die Ich-Perspektive sehr erhellend, was die gefühlte Welt der Protagonistin angeht. Um diese dreht sich die Geschichte nämlich.
Die Fähigkeit einer Frau sich eine Lebenswelt zurecht zu spinnen, die sich an der zufälligen Begegnung mit einem Fremden entzündet. Die Auswirkungen auf ihr reales Leben und die Veränderungen, die sich daraus ergeben.
Das alles ist sehr nachvollziehbar geschildert, auch wenn der geneigte Leser nicht alles wirklich versteht und ganz sicher andere Schritte machen würde, wäre er in derselben Situation.
So manches Mal hätte ich mir gewünscht, die Gefühlswelten wären ausführlicher und eingängiger geschildert worden. Gerade die Reaktionen des Fremden fallen ziemlich dünn aus und der Umgang der weiblichen Protagonistin damit ist unglaubwürdig. Besonders weil sie ihr Leben umkrempelt, den Fremden sucht und sich ihm anvertraut. Ihre ach so großen Hoffnungen finden kein Echo - in die eine oder andere Richtung - in den knappen Sätzen, die der nun nicht mehr Fremde benötigt, um darauf zu reagieren.
Insgesamt ist die Thematik sehr spannend und bietet viel Raum für emotionale Schilderungen, psychologische Zusammenhänge und daraus resultierende menschliche Verhaltensweisen.
Leider kommt das alles - für meinen Geschmack - in diesem Roman zu kurz.