Träume am Meer

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brianna Avatar

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Das Cover sprach mich nicht an, schien aber zu Handlung zu passen. Eine Frau mittleren Alters liegt auf dem Rücken im Wasser, ihre Arme über den Schultern weit ausgestreckt, entspannt.

Mich schrecken kurze Bücher eher ab, oft reichen die Worte nicht, die Geschichte in Gänze zu erzählen bzw. scheint irgendwo noch etwas zu fehlen, das alles rund werden läßt.

Doch hier war alles anders.

Der Schreibstil der Autorin Anne Barns hat mich sofort abgeholt. Sie ist eine excellente Beobachterin.
Mit Leichtigkeit läßt sie einen Sog entstehen, dem man sich nicht zu entziehen vermag.

Man träumt mit Sophie, die noch um beste Freundin, den Vater und letztlich verpaßte Chancen trauert.
Aus einem Missgeschick wird ein Traum, ein Traumleben mit einem Traummann, ersponnen.

Als Übersetzerin mit täglichen Formulierungen vertraut, wird alles festgehalten in der Briefform als Ich-Erzählung.
Ihre Sehnsucht nach einer Zuflucht, nach Verständnis, nach neuem (Lebens-) Mut und Glück ist nachvollziehbar und -erlebbar.
Die Beschreibung "traurigfroh" paßt sowohl zur Protagonistin Sophie als auch zum gesamten Werk. Rügen als Zuflucht und später dann Heimat, mit seinen rauen Klippen, kühlem Meer und dem ganzen weiten Himmel an sonnigen Tagen, ist einmal mehr Schauplatz einer wundervollen Geschichte.

Dennoch gelingt es Anne Barns, über die Erfüllung von Träumen hin zur Realität ganz ohne Kitsch und Phrasen auszukommen.
So entstand ein sehr intensiver und poetischer Roman, der unbedingt zu empfehlen ist.