Verlieren, Suchen und Finden

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"Im Traum lebte ich ein Leben mit dir. [...] Doch du nahmst immer mehr Raum ein in mir, auch am Tag."
Auf der Suche nach dem Mann, der ihr seit einer flüchtigen Begegnung nicht mehr aus dem Kopf geht, fährt Sophie, haltlos nach schweren Verlusten und dem Ende ihrer Ehe, nach Rügen, freundet sich mit ihrer älteren Vermieterin an, begegnet den verschiedensten Menschen...
Die Zusammenfassung der Geschichte könnte unter einem Titel wie "Das kleine rote Rohrdachhaus am Meer" fast an einen Cosy-Romance-Roman erinnern.
Doch Anne Barns erzählt Sophies Geschichte so ganz und gar unkitschig und reduziert, und doch gleichzeitig in einer unglaublich schönen Sprache, die eine wunderbar unwirkliche Atmosphäre zwischen Realität und Traum malt.

Das Cover, wenn auch für sich genommen sehr schön, gefällt mir in Bezug auf die Geschichte noch immer nicht so richtig. Nach der Lektüre kann ich den eingefangenen Moment zwar einordnen, aber emotional passt die Stimmung für mich nicht ganz.

Auf den wenigen Seiten des recht kurzen Buches entstehen in unaufregegt-ruhigen, feinen Beobachtungen nachvollziehbare Persönlichkeiten und spürbare Emotionen, vor der magisch wirkenden Kulisse und dem sich wandelnden Licht der Küste.
Die Sehnsucht nach geliebten Menschen und Freunden, nach Orten und einem (emotionalen) Zuhause zieht sich durch alles, und die Beschreibung "traurigfroh", die Sophie zuteil wird, passt auch für die Geschichte selbst, zwischen Melancholie und Hoffnung, zwischen (Sich-)Verlieren, Suchen und Finden.

Ein trauriges, aber nicht bedrückendes Buch, und gleichzeitig ein sehr schönes, das ein Glücksgefühl zurücklässt. Und das Bild der wunderbaren Marlene mit ihrem verträumten Haus, mit Blick auf den Apfelbaum mit den leuchtenden Glaswindlichtern, und dahinter das Meer und der Himmel...