Langatmig

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
aoibheann Avatar

Von

Ich wollte das Buch wirklich mögen, hat es doch ein Setting, welches ich unheimlich gerne lese. Aber um ehrlich zu sein, fand ich es unheimlich langatmig und mit der Zeit auch richtig nervig. Es fiel mir streckenweise wirklich schwer, am Ball zu bleiben.
Es gibt den ein oder anderen Punkt, der mir gefallen hat. Ich mochte die Beschreibungen des Landes zu den verschiedenen Tageszeiten. Das fühlte sich dann fast schon real an, als stünde man selbst ganz früh morgens im Tau auf der beschriebenen Wiese. Auch die Sicht der verschiedenen Personen auf den Verstorbenen fand ich gut wiedergegeben. Der Mann hat viel zerschlagenes Porzellan hinterlassen, aber die Beziehungen veränderten sich über die Jahre. Am Ende hat jeder ein eigenes Fazit über die gemeinsame Zeit ziehen können. Das diese überwiegend negativ ausfallen, dürfte nicht überraschen. Aber eine durchaus realistische Darstellung.

Die angesprochenen Themen wie Rassismus und Klassensystem, verbunden mit den Auswirkungen in heutige Generationen, finde ich grundsätzlich spannend im Kontext einer Familiengeschichte. Wie geht man als Familie, zudem auch noch häufig uneinig, mit so einem Erbe um, von dem man bisher nichts wusste? Wie verändert es den Blickwinkel auf die eigene Familiengeschichte, auf die damit einhergehenden Privilegien? Das hätte enorm viel Potential gehabt.

Leider passiert im Grunde so gut wie nichts. Es wird sehr kleinteilig erzählt, dadurch zieht sich selbst das kleinste Geschehen unheimlich in die Länge. Die Konflikte innerhalb der Familie werden höchstens angerissen, aber nie wirklich ausgesprochen und zu Ende geführt. Figuren und Handlung bleiben immer oberflächlich, es gibt keine Figur, die so richtig heraussticht. Dafür springt mir eine ziemliche Negativität aus den Seiten entgegen. Ich kann für keine der Personen Sympathie aufbringen, so gut ihre Absichten oder der empfundene Schmerz auch gewesen sein mögen. Und es ist für mich sehr vorhersehbar gewesen. Es gab keinen Punkt in der Handlung, die mich überrascht hätte oder wo es mal so richtig in die Tiefe geht.
Es geht sehr viel um die Natur und um die Renaturierung des großen Anwesens. Diesen permanenten verkappten Hippie-Stil, fand ich am Anfang noch etwas überraschend, mit der Zeit aber so fürchterlich nervend und durchaus auch moralisierend.

Schade um die investierte Zeit, mich hat das Buch leider nicht begeistern können.