Wenn die WG zu einer Verwandschaft wird

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Im Zentrum steht Constanze, die nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die WG von Jörg, Anke und Murat zieht. Was als provisorische Lösung geplant war, wird zu einer Art Heimat auf Zeit. Jörg, dem die Wohnung gehört, träumt von einer großen Reise, doch seine Gesundheit macht ihm zunehmend einen Strich durch die Rechnung. Anke, Schauspielerin im mittleren Alter, kämpft mit dem Ausbleiben neuer Rollen und der Tatsache, dass sie nicht mehr die einzige Frau in der WG ist. Murat hingegen, der sorglose Lebenskünstler, lebt nach dem Motto "Es wird schon alles gutgehen", was inspirierend und zugleich auch nervtötend sein kann.⁣

Der Schreibstil von @isabogdan erinnerte mich an ein Theaterstück oder Drehbuch. Zu Beginn fand ich das ungewohnt, da die kurzen, stakkatohaften Dialoge einen anderen Lesefluss erfordern. Doch nach und nach entfaltete sich eine besondere Nähe zu den Figuren, die mich tiefer in deren Gefühlswelt blicken ließ. Besonders Jörgs gesundheitlicher Verfall wurde mit viel Fingerspitzengefühl und realistischer Härte dargestellt, was mich sehr bewegt hat. Und Murat war einfach mein Boy und gab mir Flip-Vibes. In meinem Kopfkino war ich dann auch gleich in der Küche der Schweizer Sitcom «Fascht a Familie» und fand es einfach wirklich wunderschön, so wieder in die Kindheit versetzt zu werden.⁣

Dieses Buch verlangt Aufmerksamkeit und lässt sich nicht "mal eben" lesen, doch genau darin liegt auch sein Reiz. Sobald ich mich auf den ungewöhnlichen Stil eingelassen hatte, entwickelte die Geschichte eine starke Anziehungskraft. Es war ein intensives und berührendes Leseerlebnis, das mir lange im Gedächtnis bleiben wird.⁣