Außergewöhnlicher Thriller

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waterlilly Avatar

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Der Klappentext von Vera Bucks „Wolfskinder“ hat nicht zu viel versprochen. Dieser Thriller überzeugt mit einer Story, die selbst für Leser, die viel in diesem Genre unterwegs sind, außergewöhnlich ist. Schon allein der Schauplatz ist unheimlich und gleichzeitig faszinierend. Mitten in den Bergen liegt das kleine Dorf Jakobsleiter. Die Bewohner haben sehr einfache, fensterlose Behausungen, es gibt keine Elektrizität und keine Geschäfte. Die Menschen leben völlig für sich und bis auf die beiden Jugendlichen Jesse und Rebekka umgibt alle Einwohner eine furchteinflößende Ausstrahlung. Besonders unheimlich ist Edith, ein Kind von 8 bis 10 Jahren. Sie spricht nicht, ging nie zur Schule, scheint aber hyperintelligent zu sein. Edith ist mit völlig verqueren Moralvorstellungen aufgewachsen und Gedankengänge, die für sie selbstverständlich sind, sind für uns schockierend. Kapitel aus ihrer Sicht waren ein Garant für Grusel.

Als im angrenzenden Dorf eine Lehrerin verschwindet, stellt die Volontärin einer Zeitung einen Zusammenhang zu anderen Vermisstenfällen her. Plötzlich wird Jakobsleiter von Presse und Polizei heimgesucht. Dunkle und überraschende Geheimnisse kommen ans Licht.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht verschiedener Personen erzählt. Jesse, Edith und Rebekka aus Jakobsleiter, die Lehrerin Laura und die Volontärin Smilla, die nie über das Verschwinden ihrer Schulfreundin Juli hinweggekommen ist, sind die Erzähler.
Ich fand alle Perspektiven gleich fesselnd. Der Schreibstil von Vera Buck ist sehr atmosphärisch, sie beschreibt sehr eindrucksvoll den Wald, die Berglandschaft mit all seinen Tücken und unbegehbaren Wegen. Auch ein zahmer Wolf betritt immer wieder die Bühne und gibt der Handlung zusätzlich einen besonderen Touch.
Es hat mich absolut begeistert, wie die Autorin immer wieder einen neuen Schocker hervorholt. Es reißt wirklich nicht ab und obwohl ich viele Thriller lese, ist dieses Buch mit keinem zu vergleichen.
Vor allem habe ich schon länger nichts gelesen, bei dem ich zwischendurch immer wieder innehalte und über meine eigenen Spekulationen nachdenke. Von diesen Grübelein abgesehen ist es nahezu unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen oder diese Welt zu verlassen. Ein echter Page turner, bei dem jede einzelne Seite spannend ist. Erst gegen Schluss fügen sich die Puzzleteile zusammen und liefern ein sehr komplexes Ende, die Grenzen zwischen Freund und Feind, Hilfsbereitschaft und Verbrechen vermischen sich.
„Wolfskinder“ ist ein unfassbar guter Thriller, wer das nicht liest, verpasst wirklich was.